Himmelsleiter ins Schloss

Die wunderbaren Spiegelbilder des Malers Jürgen Durner als Schaufensterbummel in einer Doppelschau
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Umgeben von seinen farbintensiven Spiegelbildern: Jürgen Durner im Fürther Teil der Doppel-Schau – hinten leuchtet „Soho“ Rot.
Berny Meyer Umgeben von seinen farbintensiven Spiegelbildern: Jürgen Durner im Fürther Teil der Doppel-Schau – hinten leuchtet „Soho“ Rot.

FÜRTH/ERLANGEN - Die wunderbaren Spiegelbilder des Malers Jürgen Durner als Schaufensterbummel in einer Doppelschau

Das sündige „Soho“ im liebeverheißenden Blutrot zieht den Besucher der kunst galerie fürth schon an der Eingangstür hoch auf den Balkon. Und „Soho“ ist nicht das einzige großformatige Bild des 45-jährigen Malers Jürgen Durner, der als Neon-Romantiker in den nächtlichen Lichtern der Großstadt geradezu badet. Ein Schaufensterbummel von explodierender Leucht- und Bannkraft sind seine neuen Spiegel-Bilder, die der Wahl-Berliner aus Franken in Fürth und Erlangen zu einer wunderbaren Doppel-Ausstellung koppelt.

Mit Vergleichen zu den menschenleeren Bildern des Edward Hopper kann man Jürgen Durner überhaupt nicht ärgern, „weil er mir immer sehr gut gefallen hat und ich im Prinzip das gleiche Thema verfolge“. Spuren der Macher in der Glitzerpracht. Ampel, Leuchtreklamen, Autos, Straßenlampen setzen pointillistische Reizpunkte in delikater Malerei, die in stark verdünnten Öl-Lasuren langsam wächst. Und bei der die Ebenen von außen und innen regelrecht verschwimmen: „Der transparente Spiegel“ ist denn auch der Erlanger Teil überschrieben, „der hermetische Spiegel“ der Fürther.

Grandios wie er im Saal des Kunstmuseums in Erlangen ein Thema durchdekliniert: Das Innenleben eines Glaspalasts am Ostberliner „Alex“ mit seiner Protztreppe zu vertraut-fremden Anblicken macht: eine „Himmelsleiter“ in „Kafkas Schloss“, wie zwei assoziative Bildtitel erklären. Kalt ist die Wirkung nie. Sondern mit warmem Temperament und luxuriöser Farb-Lust aufgeladen, auf der Kippe zwischen Gegenstand und Abstraktion – eine Trennung, die der Maler ohnehin nicht zulässt. Sachlichkeit der Architektur und der Impressionismus des Pinselschwungs verschmelzen zur eigenen Position. „Der ist anders als die anderen“, sagt auch Hans-Peter Mikesch von der Kunst Galerie Fürth.

Skizzen einer Realität, die erst in der Phantasie aufblüht

Die Großstadt war für Jürgen Dunger wohl schon immer Impuls. Der Künstler, der lange in Fürth lebte, in Nürnberg geboren wurde und dort auch studierte, ging nach Paris (wo bei Professor Leonardo Cremonini, der auch mit Spiegelungen arbeitete, „der Groschen fiel“, wie Dunger sagt), weiter nach London und New York. Und 2005 nach Berlin, der „Drehscheibe“.

Zuzuordnen sind die Motive aber nicht. Ob er nun ein giftgrünes „Abseits“ erklärt, einen blauen „Denkraum“, Häuserfluchten (oder sind es Reflexionen?) hinter einem milchig „Weißen Spiegel“ verschwinden lässt oder in „Blendung“ den Titel zum Erlebnis macht. Dass Dunger weit weg ist vom Foto-Realismus belegen die „Arbeitsfotos“ in Fürth: blässliche, unscheinbare Skizzen einer Realität, die erst in der Phantasie aufblüht. Man muss diesem Maler dann auch wirklich näher trete: Dann lösen sich die Foto-Spuren auf, zwischen den Analog-Pixeln aus Pinselstrich und Farbfeld. „Ich möchte immer in ein Bild reinfallen können“, sagt Dunger. Sein Vorsatz ist ansteckend. Andreas Radlmaier

Ab Sonntag (11 Uhr) im Kunstmuseum Erlangen (Di-Fr 11-18 Uhr, Sa/So 11-16 Uhr. Ebenfalls bis zum 14. Februar in Fürth (Di-So 13-18 Uhr, So 11-17 Uhr.

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