Hilfe bei Aufarbeitung von Ettaler Missbrauchsskandal
ETTAL - Der Missbrauchsskandal im Kloster Ettal löst deutschlandweit Empörung aus. Jetzt soll das Erzbischöfliche Ordinariat in München bei der Aufarbeitung des Skandals helfen.
Der Missbrauchsskandal zieht immer weitere Kreise: Auch das Kloster Ettal ist davon betroffen (AZ berichtete). Jetzt soll das Erzbischöfliche Ordinariat in München bei der Aufarbeitung des Skandals helfen. Das Benediktinerkloster habe um entsprechende Amtshilfe gebeten, ließ das Ordinariat am Dienstag wissen.
So sieht die Hilfe des Erzbistums konkret aus: Monsignore Siegfried Kneißl steht als Ansprechpartner in der Klosterschule zur Verfügung. Eltern, Lehrer und Schüler waren gestern aufgefordert, sich mit ihren Bedenken an Kneißl zu wenden, der extra dafür angereist war. Er ist damit beauftragt, die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs zu prüfen. Als Pastoralpsychologe leitet er die Ombudsstelle, an die sich Opfer sexuellen Missbrauchs wenden können.
Auch an einen juristischen Ansprechpartner können sich mögliche Missbrauchsopfer in Ettal wenden: Rechtsanwalt Burkard Göpfert leistet den Opfern Rechtsbeistand. Außerdem steht eine Schülermutter besorgten Eltern von Internatskindern für Gespräche zur Verfügung.
Der Abt des Klosters, Barnabas Bögle, hatte am Montag eingeräumt, dass in den 70er und 80er Jahren Geistliche in dem Internat Schüler sexuell missbraucht hatten. Der Stellvertreter des Abtes, Pater Maurus Kraß, sagte dem Bayerischen Rundfunk dagegen, die Übergriffe hätten sich in den Jahren von 1950 bis 1990 ereignet. Im Nachlass eines Paters sei eine Art Geständnis gefunden worden.
Pater Maurus Kraß, seit 13 Jahren Schulleiter in Ettal, will sich in den nächsten Monaten für eine umfassende Klärung der Missbrauchsvorwürfe einsetzen. Er rief die ehemaligen Opfer des Missbrauchs dazu auf, sich zu melden. Aus Gesprächen mit Schülern und Eltern habe er große Zustimmung zum eingeschlagenen Weg erfahren. „Die Schule und das Internat haben von allen Seiten einen großen Vertrauensbeweis erfahren“, sagte er der AZ. „Der erste Schritt ist gemacht. Jetzt wollen wir die konsequente Aufklärung fortsetzen.“
Die schrecklichen Vorfälle im Kloster Ettal reihen sich ein in zahlreiche Missbrauchsskandale deutschlandweit: Seit Wochen wird die katholische Kirche von Sexskandalen erschüttert. Mehr als 100 Opfer haben sich gemeldet.
Seit Anfang der Woche beschäftigt das brisante Thema auch die Frühjahrsvollversammlung der katholischen Bischöfe: Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hatte die Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche aufs Schärfste verurteilt. Er entschuldigte sich erstmals bei den Opfern. va, ah