Hier träumen die Gäste von Nürnbergs Geschichte

Das Hotel „Drei Raben“ pflegt Familientradition. Von den 21 Zimmern ist keines wie das andere. Am Freitag werden vier neue „Mythen“ eingeweiht.

NÜRNBERG 400 Zimmer und ein angeschlossenes Kongresszentrum – so sehen die Planungen Gerd Schmelzers für die Grundig-Türme an der Beuthener Straße aus. Um angesichts der wachsenden Konkurrenz der Giganten als kleines Hotel zu überleben, um weiterhin Kundschaft in die gemütlichen Betten zu locken, muss man sich schon was einfallen lassen.

Die Geschichten von Sigena und Behaim werden lebendig

So wie die Nürnbergerin Daniela Hüttinger (36). Seit gut 100 Jahren ist ihr 4-Sterne-Hotel „Drei Raben“ in der Königstraße im Familienbesitz. 1999 baute sie das Haus mit ihrem Vater in ein kleines „Design-Schmuckstück“ um.

„In unserem Hotel erzählen die Raben die Nürnberger Geschichte – jedes Zimmer ist individuell gestaltet“, erklärt die Hotelchefin stolz. So gibt es etwa ein Club-Zimmer, eines beschäftigt sich mit der Spielzeugstadt Nürnberg und auch im Flair Albrecht Dürers kann genächtigt werden. „Umgesetzt sind die Themen immer durch ein Sandstein-Relief, durch typische Accessoires und kleine Geschichten an der Wand.“

Vor kurzem wurde umgebaut – vier neue Themen-Zimmer sind so entstanden. Sie erzählen die Geschichte von Sigena, von Martin Behaim sowie neue Geheimnisse der drei Raben. Besonders am Herzen aber liegt der 36-Jährigen das Zimmer „Nürnberger Geschichten meines Vaters“ – Werner Deibel verstarb vor drei Jahren.

Multimedia-Wände im alten Gemäuer

Überm Bett die Silhouette der Burg samt Trümmerteilen, an der Wand ist ein Schau- und Hörkasten installiert. „Verschiedene Bilder zeigen das zerstörte Nürnberg, das Hotel heute und damals.“ Wer außerdem auf „Play“ drückt bekommt eine kurze rührende Geschichte zu hören.

Aus der Sicht ihres Vaters im Alter von zwölf Jahren wird erzählt, was sich hier im Hotel alles abspielte. „Dass er im Keller saß, während sein Vater oben die Brandbomben wieder aus dem Fenster warf und träumte, wie er später einmal mit seiner Tochter das Hotel wieder aufbauen würde“, so Daniela Hüttinger.

Heute wäre er bestimmt sehr stolz auf seine Tochter – denn sie führt die Familientradition weiter und leitet ein modernes, aber dennoch familiäres Nürnberger Hotel-Juwel. Das hat zwar „nur“ 21 Zimmer – dafür ist aber keines wie das andere.

Die vier neuesten Mythenzimmer werden am kommenden Freitagabend feierlich eingeweiht. kes