Hier sprengen sie Steine für unsere Delfin-Lagune
Mega-Knall und Staubwolke: Im Worzeldorfer Wald krachte es am Mittwoch heftig. Ab Sommer 2011 soll der Sandstein das umstrittenste und teuerste Bauprojekt im Nürnberger Tiergarten schmücken
NÜRNBERG Um Punkt 12 Uhr bebte am Mittwoch die Erde. Ein Mega-Knall schallte durch den Reichswald. Im Worzeldorfer Steinbruch schossen Staub-Fontänen aus sechs Meter tiefen Bohrlöchern – randvoll mit Sprengstoff gefüllt.
Die 150 Dezibel laute Sprengung war wohl noch bis zum sieben Kilometer entfernten Nürnberger Tiergarten zu hören. Genau dort ist der Worzeldorfer Sandstein ab 2011 zu finden – in der Delfin-Lagune. Seit Jahren laufen die Vorbereitungen für das 24-Millionen-Projekt auf Hochtouren.
„Das ist die aufwändigste, komplizierteste und teuerste aller Bauten im ganzen Tiergarten“, betonte dessen Chef Dag Encke gestern beim Spreng-Spektakel.
Kein Wunder: 250.000 Euro kostet allein der Abbau des Sandsteins in Worzeldorf, dem letzten Bruch im Nürnberger Stadtgebiet. Über 30 Mal muss die Fürther Firma GS sprengen, bis die 1200 Tonnen Original-Burgsandstein für die Lagune freigelegt sind. 80 Lkw-Fahrten sind nötig, bis die 550 Kubikmeter Gestein zu Delfin-Becken, Tribüne und Manatihaus kommen.
Paradox: Früher waren auf dem Tiergartengelände selbst Steinbrüche, bevor 1912 der Zoo vom Dutzendteich zum Schmausenbuck umsiedelte. Seit dem Mittelalter baute man im Reichswald Sandstein ab. Daraus entstanden zahlreiche Gebäude wie Kaiserburg, Stadtmauer, Heilig-Geist-Spital oder das Opernhaus.
Doch heute gibt es im Tiergarten weder eine Abbaugenehmigung, noch erfüllt der Zoo-Stein die Ansprüche für das Lagune-Becken – im Gegensatz zum quarzingebundenen Worzeldorfer Sandstein, der bereits die Lorenzkirche ziert. „Die Festigkeit muss passen. Der Stein darf weder scharfkantig, noch salzwasserlöslich sein“, erklärte Geologieprofessor Roman Koch von der Uni Erlangen-Nürnberg. Denn Filter könnten verstopfen oder Seelöwen sich beim Liegen auf den Sandstein-Inseln am Beckenrand verletzen. Das wäre fatal für die ohnehin umstrittene Lagune.
Tiergarten-Direktor Encke aber meint: „Besucher und Tiere werden sich wohlfühlen – auch dank des heimischen Burgsandsteins.“ scs
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