Hier schauen sie nach, ob der U-Bahn-Bau auch klappt...

Für 66 Millionen Euro entsteht in Nürnbergs Nordstadt der nächste Streckenabschnitt der U3. Die Stadträte informierten sich über den Fortschritt in elf Metern Tiefe
von  Abendzeitung
Kunst am U-Bahnhof: Zwei überdimensionale „Ohren“ aus dunklem Beton schmücken den Aufgang zum Kaulbachplatz.
Kunst am U-Bahnhof: Zwei überdimensionale „Ohren“ aus dunklem Beton schmücken den Aufgang zum Kaulbachplatz. © bayernpress.com

Für 66 Millionen Euro entsteht in Nürnbergs Nordstadt der nächste Streckenabschnitt der U3. Die Stadträte informierten sich über den Fortschritt in elf Metern Tiefe

NÜRNBERG So viel Beton, so viel Stahl, so viel Geld. „Die Kathedralen der Neuzeit liegen unter der Erde“, staunt SPD-Stadträtin Christine Kayser. Sie steht elf Meter unter dem Friedrich-Ebert-Platz und begutachtet die derzeit größte Baustelle der Stadt: die U-Bahnlinie U3, die so gar nichts von einem repräsentativer Bauwerk früherer Jahrhunderte hat. 66 Millionen Euro werden hier unter der Erde verbuddelt. Im Herbst 2011 sollen die ersten Züge fahren – vollautomatisch.

Die Gleise vom Bahnhof Kaulbauchplatz sind in dem 350 Meter langen Tunnel schon fast verlegt. Sie sind auf eine 70 Zentimeter dicke Betonplatte geschraubt, die auf Gummi gelagert ist. „Dadurch werden die Erschütterungen durch den U-Bahn-Betrieb gedämpft und die Häuser über der Strecke geschont“, erläutert Bauleiter Rudolf Friedrich den Stadträten, die am Dienstag nachgeschaut haben, ob der U-Bahn-Bau auch klappt.

Regelmäßige Messungen an den Gebäuden rund um die Baustelle haben ergeben, dass sich die Häuser „maximal um acht Millimeter“ gesenkt haben, so Friedrich. Ein Wert, bei dem keine Bauschäden zu befürchten sind.

Nachdem die Tunnelbohrmaschine die beiden Röhren mit jeweils 5,30 Metern Durchmesser in den Untergrund gefräst hat, lastet der Druck des Gesteins nun auf 30 Zentimeter starken Schalen aus Spezialbeton.

U3: Rund 100.000 Nürnberger leben im Einzugsbereich

Die Aufsichtsbehörde bei der Regierung von Mittelfranken und die Nürnberger LGA wachen darüber, dass alle Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. Bau-Pfusch wie beim spektakulären Tunneleinsturz in Köln könne so ausgeschlossen werden, versichert Baureferent Wolfgang Baumann. Das beruhigt CSU-Stadträtin Ulrike Hölldobler-Schäfer.

Rund 100.000 Nürnberger leben im Einzugsbereich der ausgebauten U3. Die U2 und die U1 erreichen 200.000 Einwohner und etwa noch einmal so viele Arbeitsplätze. Alles gute Argumente für die U-Bahn. Baumann appelliert an die Stadträte, keine Verzögerungen beim Netz-Ausbau zuzulassen.

Ab 2018 wird die Vergabe der Fördermittel neu organisiert. Ob es dann noch so viel Geld für den U-Bahn-Bau gibt, sei offen. Im Blick hat er dabei Stadtrat Achim Mletzko von den Grünen. Seine Fraktion kritisiert den teuren U-Bahn-Bau und würde das Geld lieber in die Straßenbahn investieren.

Am Bahnhof Kaulbachplatz ist dann auch SPD-Rätin Kayser mit dem profanen Bau versöhnt. Denn an den Wänden sind die Schattenrisse einiger Bilder Wilhelm von Kaulbachs im weißen Beton zu erkennen. Auch der Aufgang ist zum Platz ist aufwändig gestaltet: „Wenigsten kommt die Kunst beim U-Bahn-Bau doch nicht ganz zu kurz!“

Michael Reiner

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