Hier feiern sie unsere Lagune
Nach zwei Jahren Bauarbeiten steht nun der Rohbau – ein Grund zur Freude für Zoodirektor Dag Encke und die anderen Verantwortlichen. Für Tierschützer und Kritiker ein Anlass zum Protest
NÜRNBERG Der Rohbau der umstrittenen Delfinlagune im Nürnberger Tiergarten steht! Zwei Jahre nach dem Spatenstich feierte am Freitag Zoodirektor Dag Encke mit zahlreichen geladenen Gästen das Richtfest auf der imposanten Baustelle, die bereits eine Vorstellung vermittelte von den gewaltigen Ausmaßen der künftigen Lagune. „Es war ein Krimi, bis wir soweit waren“, erinnerte Baureferent Wolfgang Baumann an die baulichen Hürden, die bis hierhin genommen werden mussten: Erst jüngst zog sich das Einsetzen der 13 Meter langen Panoramascheibe unerwartet über Tage.
Doch während die Verantwortlichen feierten, protestierten Tierschützer vor dem Zoo gegen das Groß-Projekt. Das sei schlicht unsinnig, so Cornelia Schamicke vom Verein Menschen für Tierrechte. „Es wird viel Geld ausgegeben für eine Anlage, die den Tieren nicht gerecht wird. Der natürliche Lebensraum ist in einem Zoo nicht nachzustellen. Die Tiere können ihr Verhalten nur sehr reduziert ausüben.“ Delfinarien seien grundsätzlich überholte Formen der Publikumsbelustigung.
"Neue Ära in der Geschichte der Delfinhaltung"
Zoodirektor Encke widersprach gestern auf AZ-Nachfrage vehement. „Zoos und auch Delfinarien sind unersetzliche Institutionen. Es sind die einzigen, in denen gezielt Populationen gezüchtetet und sogar wieder ausgewildert werden.“
Ein Anspruch, dem der Tiergarten Nürnberg in den letzten zwölf Jahren nicht gerecht werden konnte: Kein einziges hier geborenes Delfinbaby überlebte – für die Tierschützer ist dieser traurige Umstand Wasser auf ihre Mühlen. „Das war tatsächlich eine verheerende Zeit“, gab Encke zu. Mit der neuen Lagune soll diese Todes-Serie aber nun ein Ende finden.
Für das Wohlbefinden der Meeressäuger soll vor allem das weitläufige und möglichst natürlich angelegte Außenbecken sorgen. Es ist Deutschlands erstes Freiland-Delfinarium. „Wir wollen selbsterhaltende Populationen, und das funktioniert immer dort, wo Freihaltung möglich ist“, so auch Bürgermeister Horst Förther. Baureferent Wolfgang Baumann sprach sogar von „einer neuen Ära in der Geschichte der Delfinhaltung in Nürnberg, die weit über die Stadt hinausstrahlen wird.“
Die Verantwortlichen setzen schwer darauf, dass die Lagune dem Tiergarten viele neue Besucher bringen wird. Schließlich will das teure Projekt auch schnellstmöglich re-finanziert werden. Nach Ansicht von Tierschützerin Cornelia Schamicke unterstreicht dieser Finanzierungsplan jedoch einmal mehr die Unsinnigkeit des vermeintlichen Prestige-Objekts: „Der Zoo hat noch nie kostendeckend gearbeitet, geschweige denn Überschüsse erzielt.“
Die Bauarbeiten laufen bisher nach Plan. Geht es so weiter, kann die Lagune nächsten Sommer offiziell eröffnet werden.
M. Pfefferer
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