Heuschnupfen-Plage in Bayern: Diese eingeschleppten Pflanzen sind Schuld

Ambrosia kommt aus Nordamerika, doch auch hierzulande breitet sie sich weiter aus. Und das Kraut ist nicht allein. Wie der Freistaat gegen eingeschleppte Arten kämpft.
Ralf Müller |
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Ambrosia-Allergie? Die invasive Pflanze breitet sich vermehrt aus. Für empfindliche Menschen bleibt da nur der Griff zum Spray.
Ambrosia-Allergie? Die invasive Pflanze breitet sich vermehrt aus. Für empfindliche Menschen bleibt da nur der Griff zum Spray. © imago

Die Invasion findet meist unsichtbar und stets unhörbar überall in Bayern und Tirol statt: Eingeschleppte Pflanzenarten, sogenannte Neophyten, breiten sich in Fluren und Wäldern aus, wo sie heimische Arten zurückdrängen.

Menschen, die unter Heuschnupfen leiden, bekommen einen führenden Vertreter dieser Invasion derzeit zu spüren: Pollen der Beifuß-Ambrosie sind hoch allergen und verstärken dort, wo sie vorkommen, den quälenden Cocktail erheblich.

Ambrosia hat Auswirkungen auf die Gesundheit

Empfindliche Menschen reagieren bereits auf ein bis drei Ambrosia-Pollen pro Kubikmeter Luft allergisch. Zum Vergleich: Bei Birken- oder Gräserpollen spricht man erst ab einer Konzentration von mehr als 50 Pollen pro Kubikmeter von starker Belastung.

Vor Jahren hat das bayerische Umweltministerium schon ein „Aktionsprogramm Ambrosiabekämpfung“ ins Leben gerufen, doch die aus Nordamerika eingeschleppte Pflanze trotzt nicht nur bayerischen Regierungsprogrammen, sondern auch den EU-Richtlinien zur Bekämpfung invasiver Arten.

Sorgen wachsen auch in Österreich

Im benachbarten Tirol fürchtet man auch um das biologische Gleichgewicht im Schutzgebiet Martinswand-Solstein-Reitherspitze im Karwendel. Im Gemeindegebiet von Zirl südlich von Garmisch-Partenkirchen wurde vergangene Woche eine Neophyten-Beseitigungsaktion gestartet.

Tirols Umwelt-Landesrat René Zumtobel persönlich rückte Kanadischer Goldrute, Drüsigem Springkraut und Südafrikanischem Greiskraut zu Leibe. Unter der fachlichen Leitung des Kompetenzzentrums Neophyten an der Universität Innsbruck werden interessierte Freiwillige bei der Bekämpfung geschult und begleitet.

Freilich ähnelt die „mechanische“ Beseitigung – also Ausrupfen oder Ausgraben – von als schädlich klassifizierten Einwandererpflanzen eher dem Kampf Goliaths gegen Millionen Davids.

Eindämmung nicht mehr möglich: Indisches Springkraut hat sich um Miesbach ausgebreitet

Kapitulieren musste man zum Beispiel vor dem Indischen Springkraut. Eine flächendeckende Regulation seines Vorkommens durch den Menschen sei „nicht mehr möglich“, stellte die Kreisgruppe Miesbach des Bund Naturschutzes (BN) fest.

Das Bundesnaturschutzgesetz fordert eigentlich, Arten mit invasivem Charakter unverzüglich zu beseitigen oder wenigstens an der weiteren Ausbreitung zu hindern. Doch weder das Indische Springkraut noch der Riesen-Bärenklau mit seinen toxischen Blättern halten sich an die deutsche Naturschutz-Gesetzgebung.

Die Miesbacher BN-Spezialisten haben die Sisyphusarbeit auf sich genommen, für Teile des Landkreises eine genaue Kartierung zu erstellen. Dort hat sich vor allem der Japan-Knöterich breitgemacht.

Dennoch sind die Fachleute zuversichtlich, dass auch aggressive Neophyten nicht auf Dauer die totale Kontrolle über die bayerische Flora übernehmen werden.

Doch nur eine vorübergehende Entscheidung?

Der invasive Charakter eines Neophyten sei „eine vorübergehende Erscheinung“, heißt es in einem Bericht über die Neophytenkartierung: „Die Natur findet im Laufe der Zeit eigene Regulationsmechanismen, um eine unkontrollierte Ausbreitung dieser Arten zu verhindern“.

So würden manche Arten von anderen als Futter erkannt und so klein gehalten. Der für diese Anpassung notwendige Zeitraum könne aber „mehrere Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte“ dauern. Es gebe tatsächlich „Hinweise“, dass die Ausbreitung des Indischen Springkrauts den Höhepunkt überschritten haben könnte, so ein Sprecher des bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU).

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Eingewanderte oder importierte Pflanzenarten sind keinesfalls generell als „unerwünscht“ oder gar „schädlich“ anzusehen. Wer dieser Meinung ist, müsste auf den Verzehr von Kartoffeln, Tomaten oder Mais verzichten, denn diese Nutzpflanzen sind wie viele Zierpflanzen gezielt aus anderen Teilen der Welt eingeführt worden.

Das genau sind Neophyten

Unter „Neophyten“ versteht man Pflanzen, die direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst von Menschen nach 1492, dem Jahr der Entdeckung Amerikas, in Gebiete gebracht wurden, in denen sie vorher nicht vorkamen.

Es gibt aber auch schon Pflanzen, die vor 1492 nach Europa kamen, etwa mit dem Beginn des Ackerbaus in der Jungsteinzeit oder durch den Handel der Römer, der etwa die Esskastanie in nördliche Gefilde brachte, erläutert das LfU.

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