„Herr Bembers – so ein Blödsinn!“

Die AZ sprach mit Nürnbergs Youtube-Star über die überwältigende Resonanz und die Gründe für den unerwarteten Erfolg. Lesen Sie jetzt das ganze Interview online - inklusive Bembers' Videobotschaft an die Fans  
Helmut Reister |
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Mit AZ-Reporter Helmut Reister plauderte er über sein Intim-Leben, Heavy Metal und den Schlüssel zum Erfolg.
bayernpress.com Mit AZ-Reporter Helmut Reister plauderte er über sein Intim-Leben, Heavy Metal und den Schlüssel zum Erfolg.

NÜRNBERG Derber Spaß mit überaus realem Hintergrund: das ist Bembers, Frankens derzeit meistgeklickter Comedian im Internet (You Tube). Die AZ spürte die Kunstfigur auf, die zehntausende Fans begeistert – und partout nicht über ihre wahre Identität sprechen will.


AZ: Grüß Gott, Herr Bembers


BEMBERS: Den „Herr“ lassen wir jetzt gleich mal weg


Ach, Sie sind wohl eine Frau?


Wollen wir das Interview gleich abbrechen oder was?


Hat der Bembers wohl schlechte Laune?


Nein, sicher nicht. Aber wie klingt denn das: Herr Bembers, Herr Bembers. So ein Blödsinn, oder wollt ihr mir am Ende vom Interview vielleicht noch eine Versicherung verchecken?


Gut, dann erschließen wir uns den Bembers eben ohne Herr. Was ist denn das für ein Mensch?


Das ist eine hochkomplizierte Sache, weil der Bembers genau genommen gar kein Mensch ist.


Sitze ich jetzt wohl einem Bügelbrett gegenüber, das bloß wie ein Mensch ausschaut?


Ich bin doch kein Bügelbrett, Alter! Was zieht ihr Zeitungsfuzzis eigentlich den ganzen Tag für Zeug rein? Und außerdem habe ich ja gesagt, dass das nicht so einfach ist.


Wie wäre es, wenn Du das Komplizierte dann mal einfach darstellst?


Also, der Bembers ist eine Kunstfigur im Internet. Den gibt es nicht in echt, und der läuft einem auch nicht auf der Straße entgegen.


Aber zufällig schaut er so aus wie Du?


Freilich schaut der Bembers so aus wie ich. Aber ich verkörpere ihn quasi nur.


Also identifizierst Du Dich gar nicht mit dem, was der Bembers sagt?


Ich habe doch gleich gesagt, dass das kompliziert ist. Probieren wir’s: Ich identifiziere mich insofern mit dem Bembers, weil der Bembers das sagt, was ich mir ausgedacht habe. Er ist ein Franke, ein Nürnberger. Und er ist sehr direkt, diskutiert nicht lange herum und spricht so, wie er denkt. Im Grunde genommen ist er ein friedlicher Mensch, auch wenn das nicht immer gleich so aussieht. Ich selbst, also der Nicht-Bembers, drücke mich dann doch etwas anders aus. Im Kern der Sache sind wir allerdings oft gleicher Meinung. Hast Du das jetzt kapiert, oder war das zu wirr?


Wie und wann ist denn die Idee entstanden, den Bembers zum Leben zu erwecken? Hattest Du das schon länger geplant?


Also von Planung kann da überhaupt nicht so die Rede sein. Die Geburt des Bembers war ein rein zufälliger Vorgang unter eigentlich sehr schlechten Voraussetzungen.


Was muss man darunter verstehen?


Dass der Bembers ein spontanes Zufallsprodukt war – und zwar nach einer richtig heftigen Nacht.


Über Dein Intimleben wollen wir jetzt aber nicht alles so genau wissen.
Mein Intimleben läuft super. Bloß hat es nichts mit dem Bembers zu tun. Die Wahrheit ist: Ich bin mit ein paar Kumpels um die Häuser gezogen und war am nächsten Tag in einem Zustand, in dem man sich überlegt, ob es nicht besser wäre, mit dem Taxi vom Sofa ins Bad zu fahren.


Für die kreative Schöpfung einer Kunstfigur gibt's bessere Rahmenbedingungen...


Wenn sie besser gewesen wären, wäre allerdings der Bembers nicht entstanden.


Dann erzähl’ halt die Entstehungsgeschichte.


Ich lag auf dem Sofa, hatte mein Laptop auf dem Bauch und habe die eingebaute Kamera und die Möglichkeit entdeckt, dass ich mich da selbst aufnehmen kann. Und dann habe ich mir gedacht, dass ich meinen Kumpels, die mit mir bis in die frühen Morgenstunden um die Häuser gezogen waren, mal eine kleine Videobotschaft überspiele. Ich wollte sie eigentlich nur ein bisschen aufmuntern, weil ich wusste, dass die genauso leiden wie ich. Und dann habe ich ihnen per Internet-Videoclip halt mal erklärt, wie super ich drauf bin. Dabei habe ich ausgesehen wie der Tod von Forchheim. Die Jungs hatten dann nichts Besseres zu tun, als das Video rumzuschicken. Und plötzlich meldeten sich Leute, die ich überhaupt nicht gekannt habe. Die waren begeistert und wollten wissen, ob es noch mehr solcher Filmchen gibt. Ich war total fassungslos...


Aber Du scheinst irgendwie einen bestimmten Nerv getroffen zu haben.


Anscheinend. Ich bin von einer richtigen Lawine überrollt worden. Als ich dann den ersten richtigen Clip ins Netz gestellt habe, ging’s richtig rund. In den ersten paar Wochen ist er über 30.000 Mal angeklickt worden.


Worum geht's in dem Clip?


Der Bembers ist in die Disco gegangen, hat festgestellt, dass die Musik sch... ist und wollte den Discjockey überreden, dass er Heavy Metal auflegt. Das Ende war eine Mordsschlägerei und ein ziemlich aufgeregter Geschäftsführer.


Der von der Disco?


Na klar. Ich habe halt den Namen von einer Disco verwendet, die es zufällig auch in Nürnberg gibt. Und dann hat er mir was darüber erzählt, dass mein Beitrag als gewaltfördernd ausgelegt werden kann, und ich soll ihn aus dem Netz nehmen. Das ist natürlich Krampf. Erstens gibt’s auf der Welt x Schuppen mit dem Namen. Und zweitens hat der anscheinend übersehen, dass der Bembers unter dem Begriff „Comedy“ läuft.


Wie viele Clips gibt es denn inzwischen?


Mittlerweile sind es acht. Und für mich ist praktisch schon ein Vollzeit-Job daraus geworden. Die Resonanz ist einfach der Wahnsinn. Es ist ja nicht nur so, dass sich die Leute den Bembers auf „You Tube“ reinziehen. Ein Produzent hat sich gemeldet, der eine CD oder irgendetwas Ähnliches machen will. Fan-Clubs haben sich schon gegründet. Ein Unternehmer will ein Bembers-Bier herausbringen. Und ich werde ständig gefragt, ob ich live auftrete. Aus dem ganzen deutschsprachigen Raum habe ich Anfragen bekommen. Und das wundert mich schon sehr.


Warum?


Na, überleg mal. Der Bembers ist ein Franke. In Wilhelmshaven versteht den doch kein Mensch. Die sind sprachlich gesehen so etwas wie fränkische Neandertaler. Aber gut, vielleicht gefällt denen ein Programm, das sie nicht verstehen.


Hast Du jetzt zugesagt oder nicht?


Von wegen Live-Auftritt. Soweit ist der Bembers, den es ja erst seit zwei Monaten gibt, noch nicht. Klar könnte ich mich auf die Bühne stellen und ein paar Sketche zum Besten geben. Nach einer halben Stunde schlafen dann die letzten Zuhörer ein. So einfach funktioniert das nicht. Da muss ich schon ein bisschen mehr auf die Beine stellen.


Hast Du das vor?


Sagen wir mal so: Ich arbeite intensiv daran, aber das dauert noch einige Zeit. Sicher ist nur, dass der erste Auftritt nicht in Wilhelmshaven stattfinden wird. Da bevorzuge ich dann doch lieber erst einmal ein Heimspiel.


Der Bembers ist ein überzeugter „Heavy Metal“-Fan. Kommen die Bembers-Fans auch aus der Ecke?


Eine gewisse Nähe ist da sicherlich vorhanden. Aber es sind auch ganz anders gestrickte Fans dabei. Ich habe zum Beispiel ’ne Mail von der Mitarbeiterin eines großen Elektrokonzerns bekommen. Sie hat mir geschrieben, dass sie gerade mit Kollegen in der Arbeit vorm Computer steht, sich Bembers reinzieht und vor Vergnügen am Boden liegt. „Heavy Metal“-Fans waren das eher nicht.


Was meinst Du, was den Fans am Bembers so gefällt?


Ich denke, dass es seine direkte Art ist und dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Und dann ist es natürlich so, dass es Geschichten sind, die das Leben schreibt. Klar werden die einzelnen Episoden weitergedreht und überdreht. Aber der Kern der Aussage bleibt bestehen. Und das sind Dinge, mit denen praktisch jeder konfrontiert wird. Vielleicht ist das das Erfolgsgeheimnis.


Kannst Du Dir vorstellen, dass der Bembers künftig so etwas wie Kult-Status erreicht?


Jetzt wollen wir mal nicht total rumspinnen. Wenn ich den Bembers als Kunstfigur in der Comedy-Szene etablieren kann, wäre das schon ein Riesending. Kult aber kann man nicht planen.

Zum Abschluss gibt's noch einen Video-Gruß an die AZ-Leser 

 

 

Video: bayernpress.com
www.bembers.de

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