Helmut Pape und der „Wein des Philosophen“
Ein Professor handelt jetzt mit Wein – und lädt am Samstag zur Veranstaltung in den Vinosophia-Keller ein.
BAMBERG Es war ein deutliches Nein, das den Bamberger Philosophen und Weintrinker Prof. Dr. Helmut Pape zum Weinhändler werden ließ. In den 1980er Jahren veranstaltete Pape mit Kollegen in Südfrankreich Philosophie-Tagungen. Irgendwann kamen die Teilnehmer, die sich als Verein organisiert hatten, auf die Idee öffentliche Forschungsgelder zu beantragen. Doch die meisten Institutionen winkten ab. Südfrankreich, das klang zu sehr nach Urlaub. Lediglich eine Stiftung erstellte ein Gutachten. Das niederschmetternde Urteil: Die Veranstaltung sei doch „nur eine Rotwein-Akademie“.
Eine Kritik, die Prof. Pape wurmte. Schließlich gaben die Tagungsteilnehmer eine eigene Schriftenreihe heraus. Als der gebürtige Hildesheimer, der am Lehrstuhl für Philosophie in der Uni Bamberg lehrt, im Jahr 2000 die letzte Tagung des Vereins organisierte, erinnerte er sich „an diesen blöden Spruch“. Er entschloss sich die „einzig richtige Antwort“ darauf zu geben. Bei einer kleinen südfranzösischen Winzergenossenschaft kaufte er auf eigenes Risiko 1000 Flaschen Rotwein, die er mit dem Etikett „Der Wein des Philosophen“ bedrucken ließ und seinen Kollegen präsentierte. Mit überwältigendem Erfolg. Innerhalb von sieben Tagen konsumierten die rund 60 Philosophen 200 Flaschen Wein. Und auch nach der Tagung wurde Pape „als Bezugsquelle“ genutzt.
Wein und Philosophie gehören zusammen
Mittlerweile hat er rund 20 französische Weine im Sortiment, die er alle nach Philosophen benannt hat. So kann man sich neben Albert Camus auch Immanuel Kant, William James oder Gottfried Wilhelm Leibniz auf der Zunge zergehen lassen. Seinem Lieblingsphilosophen, dem amerikanischen Mathematiker und Logiker Charles Sanders Peirce, über den Pape 1981 promovierte, hat er gleich drei Weine gewidmet.
So gehört für Helmut Pape Wein und Philosophie zusammen. „Ich kenne kaum einen Philosophen, der kein Weintrinker war.“ Wein fördere bestimmte philosophische Aktivitäten. Gerade für die Ideen-Findung hält er „das in Flüssigkeit gefangene Licht“, wie der italienische Philosoph Galileo Galilei Wein nannte, für „sehr hilfreich“. Wer „der Phantasie auch mal die Zügel schießen lassen möchte“, dem empfehle er einen guten, vollmundigen Tropfen, der die Sinne anregt. Bei schwierigen, logischen Problemstellungen, sollte man auf Wein jedoch verzichten.
Zudem gelte es den Spruch zu beherzigen: „Trinke mäßig, aber regelmäßig“. So ist sich Pape sicher: „Je sinnesbetonter, desto ergiebiger ist die Philosophie“.
Von „lustfeindlichem Puritanismus“ hält er nichts. Von exzessiver Sauferei allerdings auch nicht. Für ihn bedeute dies „leichter und freudvoller Genuss“. Und der rege zum Philosophieren an. Zudem hätten die Menschen ab und zu das Bedürfnis „nach moralischen und geistigen Ferien“. Auch dazu trage ein guter Wein bei.
Im Rahmen der E.T.A.-Hoffmann-Nacht des Bamberger Kulturamts lädt Pape an diesem Samstag zur „Fantasie der Nacht, des Rausches und der Reise“ ab 20 Uhr in seinen Vinosophia-Weinkeller (Oberer Kaulberg 37/ Einmündung Kroatengasse). Wer dabei sein möchte: 5 Euro Eintritt.
Frank Gundermann
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