Heldin aus Franken: Jetzt streichen sie ihr Hartz IV!
Zivilcourage mit bitterem Ende: Caroline Küchle-Maas (47) aus Würzburg bekam für vorbildliches Verhalten eine hohe Belohnung. Dafür wird ihr jetzt die Hartz IV-Unterstützung gestrichen
WÜRZBURG/BERLIN Für ihre Zivilcourage hat Caroline Küchle-Maas (47) aus Würzburg gestern den mit 10.000 Euro dotierten „XY-Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen“ bekommen. Richtig freuen kann sich die Heldin darüber allerdings nicht. Sie verliert jetzt nämlich ihre Hartz IV-Ansprüche.
Die Vorgeschichte: Bei einem Besuch ihrer Eltern wurde Caroline Küchle-Maas auf ein Treffen von Neonazis aufmerksam. Der Rädelsführer fiel ihr wegen seiner rassistischen und antisemitischen Hetzparolen besonders auf. Sie schrieb mit, notierte sich Kfz-Kennzeichen und erstattete schließlich Anzeige wegen Volksverhetzung. Die dumpfen Gröler aus der rechten Ecke landeten vor Gericht.
Innenminister Thomas de Maizière, der sie gestern im Berliner Hauptstadt-Studio des ZDF auszeichnete und den 10.000-Euro-Scheck überreichte, lobte ihren herausragenden Mut. Davon, dass der zweifachen Mutter aus Würzburg die Stütze so lange gestrichen wird, bis die Belohnung aufgebraucht ist, erzählte er nichts.
Selbst der Landrat ist empört
Caroline Küchle-Maas, die als studierte Diplom-Biologin keine Anstellung fand und nur einen Teilzeit-Job als Fotografin hat, muss jeden Cent zweimal umdrehen, um ihre beiden Kinder bestmöglich versorgen zu können. Ihr Einkommen reicht dazu nicht aus, deshalb bekommt sie Hartz IV-Unterstützung.
Der Würzburger Landrat Eberhard Nuß, oberste Instanz für die Hartz IV-Zahlungen, ist empört: „Da ehrt der Bund eine Frau, die Zivilcourage gezeigt hat, und im gleichen Atemzug holt er sich das Preisgeld wieder zurück.“ Der Landrat wollte eine Sonderregelung auf die eigene Kappe nehmen und die Hartz IV-Zahlungen weiterlaufen lassen, doch das verboten ihm seine Juristen. Nuß: „Da steht mir sofort der Rechnungshof auf der Matte.“ Das Berliner Innenministerium versteht er ohnehin nicht: „Die wussten seit langem, dass die Preisträgerin Hartz IV bezieht und das Preisgeld angerechnet werden muss. Da hätte man im Voraus eine Lösung finden müssen.“
Der XY-Preis wurde im Jahr 2002 gemeinsam vom Bundesinnenministerium und dem ZDF ins Leben gerufen. Er soll vor allem Menschen auszeichnen, die geholfen haben, Straftaten zu verhindern, oder die sich für Opfer von Straftaten besonders eingesetzt haben. Helmut Reister
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