Haute Cuisine aus 1001 Nacht

Sein Shisha-Café hat Tarek Chehab dicht gemacht. Jetzt verwöhnt der Libanese im „Mocca“ in der Südstadt seine Gäste mit arabischen Speisen, feinsten Tropfen – und ganz besonderem Kaffee
von  Abendzeitung
Vom Shisha-Wirt zum Küchen-Chef: Tarek L’Emir Chehab kredenzt seinen „Mocca“-Teller mit drei Spießen und Petersililen-Salat als Vorspeise.
Vom Shisha-Wirt zum Küchen-Chef: Tarek L’Emir Chehab kredenzt seinen „Mocca“-Teller mit drei Spießen und Petersililen-Salat als Vorspeise. © bayernpress.com

Sein Shisha-Café hat Tarek Chehab dicht gemacht. Jetzt verwöhnt der Libanese im „Mocca“ in der Südstadt seine Gäste mit arabischen Speisen, feinsten Tropfen – und ganz besonderem Kaffee

NÜRNBERG Das namensgebende Getränk ist eine Offenbarung: dick, heiß und süß fließt es aus dem Kännchen in die Tasse und rinnt samtig die Kehle hinab. Der libanesische Mocca schmeckt – klar – nach Kaffee, aber überrascht mit einer hintergründigen, irgendwie weihnachtlichen Note: Zimt? Koriander? Es ist Kardamom! Diese Mischung schmeckt nicht nur exzellent, sondern ist auch verdauungsfördernd, sagt Tarek L’Emir Chehab. Aber das ist eigentlich nicht nötig. Denn die Gerichte, die der „Mocca“-Wirt in der Nürnberger Landgrabenstraße serviert, sind alles andere als schwer bekömmlich.

Schließlich gilt die libanesische Küche als Haute Cuisine des Nahen Ostens: „Fett wird traditionell sehr sparsam verwendet“, weiß Wikipedia, das den Köstlichkeiten aus dem Zedernstaat einen eigenen Eintrag gewidmet hat. Und schon die Vorspeise beweist, dass gesund und lecker kein Widerspruch sind: Es gibt Taboulé, (6 Euro) Petersiliensalat mit Tomaten (nicht andersrum). Wer nun glaubt, das schmecke bitter oder seifig, wie rohe Petersilie ja schmecken kann, irrt gewaltig: mit Zitronensaft angemacht und geschaufelt mit Salatblättern, verschwindet ein grün-roter Haufen nach dem anderen im Mund, frisch, mild, saftig, würzig.

Die ideale Unterlage für einen Mocca-Teller (14,50 Euro), eine liebevoll dekorierte Platte mit drei Spießen: Hühnchen, Lamm und Hackfleisch. Daneben hausgemachte Pommes Frites, Hummus (Kichererbsenmuß) und Labné, ein Knoblauch-Minz-Quark. Fisch statt Fleisch? Kein Problem! Die mit Zitrone, Knoblauch und Koriander marinierte Dorade (14,90 Euro) landet butterweich auf dem Teller neben feingewürzten Bulgur, einer Weizengrütze. Beim Lamm fehlt der charakteristische Beigeschmack dank Geheim-Marinade völlig. Es bleibt zartes Fleisch mit feinem Aroma.

Familienrezepte aus der Zedernrepublik

Das Erstaunliche am neuen Mocca, Nürnbergs derzeit einzigem gehobenen Libanesen, ist, dass Tarek erst seit wenigen Wochen in der Küche steht: Bis vor Kurzem hat er nämlich sein „Mocca“ als Shisha-Café geführt. Nach dem Volksentscheid zum Nichtraucher-Schutz wurde ihm jedoch die Existenzgrundlage entzogen. Jetzt führt er das Lokal als Restaurant weiter: Besucher erwartet wie zuvor ein Ambiente wie aus tausendundeiner Nacht.

Paare, Gruppen und Allein-Esser finden ihr Plätzchen. In der Küche steht Tarek selbst: Kochen gelernt hat er in der Familie. Er beherrscht nicht nur Hauptgerichte aus dem Effeff, sondern auch Süßes: die Kataief, Rosenwasser-getränkte Pfannkuchen mit Sahnecreme und Pistazien (5,50 Euro) sind ein Gedicht!

Übrigens brauchen Nicht-Raucher keinerlei Angst vor umherwabernden Shisha-Schwaden zu haben: Die zahlreichen Pfeifen, die das Innere des „Mocca“ schmücken, sind tatsächlich nur noch Zierrat, obwohl Tarek sie weiter mit Tabak-freien Mischungen (siehe AZ-Print-Ausgabe am 4. Dezember) stopfen dürften.

Und noch eine Überraschung: Nicht nur der Mocca ist ein libanesisches Nationalgetränk. Auch die Weine, egal ob rot oder weiß, brauchen den Vergleich mit europäischen oder amerikanischen Tropfen nicht zu scheuen.

Steffen Windschall

„Mocca“: Landgrabenstr. 133, Tel. 0911/ 478 55 78, geöffnet täglich von 17 bis 24 Uhr

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