Haus zu bunt – Stadt interveniert gegen Kunstwerk

Bis vor ein paar Wochen war dieses Haus in Regensburg trist. Ein Unternehmer ließ es farbenfroh umstreichen. Doch das gefällt der Stadt überhaupt nicht. Sie will, dass es wieder weiß gestrichen wird.
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Quietschgelb, grün, orange und rot: Für die Stadt Regensburg erfüllt die Hausfarbe den "Tatbestand der Verunstaltung".
dpa Quietschgelb, grün, orange und rot: Für die Stadt Regensburg erfüllt die Hausfarbe den "Tatbestand der Verunstaltung".

REGENSBURG - Bis vor ein paar Wochen war dieses Haus in Regensburg trist. Ein Unternehmer ließ es farbenfroh umstreichen. Doch das gefällt der Stadt überhaupt nicht. Sie will, dass es wieder weiß gestrichen wird.

In Regensburg soll ein Unternehmer sein neu renoviertes Haus wieder umstreichen, weil es der Stadt zu bunt ist. Die Verwaltung sieht in der von einem Künstler gestalteten Fassade den „Tatbestand der Verunstaltung erfüllt“, wie es in einem Schreiben der Behörde heißt. Der Eigentümer des mehrstöckigen Wohn- und Geschäftsgebäudes, der Malermeister Franz Rebl, denkt aber gar nicht daran, das erst vor wenigen Wochen in poppigen Farben neu gestrichene Haus wieder zu weißen. Er will es auf einen Prozess ankommen lassen.

„Man würde damit einen Präzedenzfall schaffen“, begründete eine Magistratssprecherin am Freitag die Haltung der Stadt. Sonst würden in Zukunft vielleicht auch andere Unternehmen ihre Firmengebäude quasi zu riesigen Werbeflächen umgestalten. Es gehe der Verwaltung darum, auch außerhalb der zum Weltkulturerbe ernannten historischen Altstadt auf das Stadtbild zu achten.

Bei dem Gebäude handelt es sich um einen typischen Zweckbau aus den 1970er Jahren im Norden Regensburgs. Seitdem das Gebäude mit vielen riesigen gelben, grünen und roten Klecksen neu gestaltet wurde, reagieren die meisten Menschen zustimmend. Selbst die Stadtverwaltung räumt ein, dass es viele positive Reaktionen auf die farbenfrohe Gestaltung des einst tristen Hauses gebe.

Auch den Experten der Stadt ist aufgefallen, dass der Anstrich „offensichtlich auf einen ästhetischen Bruch“ zu der strengen, rechtwinkligen Architektur des Gebäudes abzielt. Dennoch fällt das Urteil verheerend aus: „Das scheinbar freie Farbenspiel erhält dadurch eine aggressive Komponente“, heißt es in dem Brief der Stadt an an den Eigentümer, in dem die Stadt ein baldiges Umstreichen des Hauses verlangt.

Der Heidelberger Künstler Carsten Kruse hat den Entwurf für das Gebäudeanstrich geschaffen, Rebls Malerkolonnen haben dann die Ausführung übernommen. Kruses Motto lautet: „Die Zukunft ist bunt“ - und in diesem Sinn hat er bereits Straßenbahnen und Schwimmbäder gestaltet. Das umstrittene Regensburger Gebäude bezeichnet er als eines der „buntesten und außergewöhnlichsten Häuser Deutschlands“.

Eigentümer Rebl beruft sich nun auch auf die im Grundgesetz garantierte Kunstfreiheit. Die Stadt will das aber nicht gelten lassen: Die Beeinträchtigung sei „derart schwerwiegend, dass die Freiheit der Kunst zurückzutreten hat“, betont das Bauordnungsamt.

dpa

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