„Hauptkommissar Sex“: Er ließ sich im Milieu bestechen
Rotlicht-Skandal bei der Nürnberger Polizei: Heiße Tipps aus dem Dienst-Computer gegen Gratisbesuche in einer Table-Dance-Bar
NÜRNBERG Korruption gibt es nur im Ausland? Von wegen: In Nürnberg kam ein Polizeihauptkommissar (35) durch seine Vorliebe für leichtbekleidete Damen vom Kurs ab. Der verheiratete Beamte ließ sich jahrelang kostenlos in einer Table-Dance Bar verwöhnen. Als Gegenleistung steckte er dem Chef heiße Infos aus der Polizei-Datenbank. Wegen Bestechlichkeit und Verstoß gegen den Datenschutz erhielt er jetzt von der Nürnberger Justiz einen Strafbefehl.
Es geht um über 130 Fälle zwischen 2005 und Juni 2009, in denen sich „Kommissar Sex“ mit freiem Eintritt, Schampus und verwöhnender Spezialbehandlung (Gegenwert: 3000 Euro) in der Bar schmieren ließ und dafür brisante Infos aus dem Dienstcomputer ausplauderte. Bis er Anfang 2010 verpfiffen und suspendiert wurde.
Ein Disziplinarverfahren wurde ausgesetzt, bis das Strafverfahren rechtskräftig ist. „Das Amtsgericht Nürnberg hat einen Strafbefehl erlassen“, sagte Justizpressesprecher Thomas Koch zur AZ. Bezüglich der Höhe schwieg er: „Er erhielt neben einer Bewährungsstrafe auch noch eine empfindliche Geldstrafe.“ Ab einer Strafe von zwölf Monaten wäre der Beamte automatisch seinen Job los. Er hat laut Koch noch eine Woche Zeit, um gegen den Strafbefehl Einspruch zu erheben.
Öffentlich wird dagegen der Prozess um den Bestecher, einen türkischen Barbetreiber, geführt. Der Besitzer mehrerer Strip-Lokale soll auch einen Kriminalkommissar in Augsburg und Beamte des Ausländeramtes im Oberallgäu großzügig beschenkt haben (Oktoberfestgutscheine, Fußball-WM-Karten). Und erhielt dafür Aufenthaltsgenehmigungen für seine osteuropäischen Tänzerinnen. Der Türke sitzt in Augsburg in U-Haft, dort steht ein Prozess an.
Danach wartet ein Verfahren in Nürnberg auf ihn wegen des Rotlicht-Polizisten.cis