Hat Maurer seine Tochter (8) über 100 Mal missbraucht?
Frank W. (41) aus Bad Windsheim steht seit gestern vor dem Nürnberger Landgericht - und leugnet die Tat.
NÜRNBERG Versteckt sich hinter dem Mann mit dem unübersehbaren Bierbauch ein skrupelloses Sex-Monster? Die Staatsanwaltschaft beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen Ja! Unzählige Male, so steht es in der Anklageschrift, hat Frank W. (41) seine minderjährige Tochter sexuell missbraucht. 100 einzelne Fälle sind angeklagt!
Warum Richter Ulrich Flechtner von der 13. Strafkammer des Landgerichts gleich fünf komplette Prozesstage eingeplant hat, wurde gestern beim Auftakt schnell klar. Der gelernte Maurer Frank W. aus Bad Windsheim bezeichnet nämlich die von seiner Tochter erhobenen Vorwürfe, die das Grundgerüst der Anklageschrift darstellen, als ein einziges Lügengebilde. Die Folge ist, dass die Wahrheit durch langwierige und mühsame Befragungen von Zeugen und Sachverständigen herausgefiltert werden muss.
In welcher emotionalen Zwickmühle das mittlerweile 16 Jahre alte Opfer steckt, zeigte sich schon vor ihrem Zeugenauftritt. Anna (Name geändert) weigerte sich, den Gerichtssaal in Anwesenheit ihres Vaters zu betreten. Erst als er von der Verhandlung ausgeschlossen worden war, stand sie zwei Stunden lang Rede und Antwort, belastete ihn erneut schwer – und brachte ihn damit einer langen Haftstrafe deutlich näher.
Mädchen weigerte sich, den Gerichtssaal zu betreten, wenn ihr Vater anwesend ist
Um wie viel es für Frank W. geht, ließ Richter Flechtner ihn bereits zu Prozessbeginn wissen. In einem Vorgespräch der Verfahrensbeteiligten war eine maximale Strafe von acht Jahren Gefängnis in Aussicht gestellt worden, falls Frank W. ein umfassendes Geständnis ablegt. Doch davon wollte er nichts wissen. Er ließ es lieber auf den aufwändigen Prozess ankommen, berichtete Flechtner. Ein risikoreiches Abenteuer des Angeklagten: Sollten sich am Ende die Vorwürfe tatsächlich bestätigen, winkt ihm jetzt ein noch viel längerer Gefängnisaufenthalt.
Laut Anklage missbrauchte Frank W. seine Tochter über sieben Jahre hinweg – immer wieder. Als er sich zum ersten Mal an ihr vergangen haben soll, war Anna gerade einmal acht Jahre alt. In diesem Alter „begnügte“ sich ihr Vater noch mit oralen Sexpraktiken. Diese wurden den Ermittlungen zufolge allerdings schnell zur Gewohnheit. An allen möglichen Orten, im Wohnzimmer, in der Werkstatt, beim Angeln und in einem Schuppen des Geflügelzuchtvereins musste ihn seine Tochter befriedigen. Als sie zehn Jahre alt war begann Frank W. auch den Geschlechtsverkehr mit seiner Tochter auszuüben.
Warum er von Anna so schwer belastet wird, stellte der Maurer als Rätsel dar. Er könne sich allenfalls erklären, dass deren Freund dahinterstecken könnte. Seiner Tochter hatte er den Umgang mit dem Jugendlichen verboten. Helmut Reister
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