Hat dieser Hausmeister eine Asylantin vergewaltigt?
Der Nürnberger (61) bestreitet, dass er sich zweimal an ihr vergangen haben soll, während sie schlief - die Anzeige sei ein Racheakt gewesen.
NÜRNBERG Als sie aufwachte, lag der Hausmeister des Asylantenheims keuchend auf ihr. Die entsetzte Frau stieß ihn weg. „Halt den Mund, dir glaubt ja eh keiner, wenn du zur Polizei gehst“, habe er beim Hinausgehen zu der schockierten Frau gesagt. „Ich bin Deutscher, aber du bist ja bloß Afrikanerin.“ So erinnerte sich Miriam W.* (jetzt 46) gestern an zwei derartige Vorfälle in einer Nürnberger Flüchtlingsunterkunft. Erst Jahre später wagte sie es, ihn anzuzeigen. Wegen sexuellen Missbrauchs steht Hans B.* (61) seit gestern vor dem Nürnberger Landgericht.
„Ich hab’s nicht getan“, erklärte der weißhaarige Angeklagte. Er könne sich die Vorwürfe nur so erklären: „Die Frau sollte abgeschoben werden, dazu musste ich die Polizei anrufen, wenn sie im Haus war.“ War die Anzeige ein Racheakt? Tatsächlich musste die Psychologin aus Uganda 2005 Deutschland verlassen, kam aber wieder zurück.
„Er hat viele Frauen angemacht“
„Sie sollen nicht nur diese Frau zum Sex aufgefordert haben“, sagte Richter Thomas Gruber. „Stimmt nicht“, schüttelte Hans B. den Kopf, „ich wollte auch keinen Sex mit ihr, obwohl sie sich anbot.“ Seit 14 Jahren sei er in zweiter Ehe gut verheiratet.
„Er hat viele Frauen angemacht“, sagte dagegen Miriam W. Sie wisse von sieben Fällen. Doch außer ihr traute sich keine, ihn anzuzeigen.
Das Haus in der Nürnberger Schloßstraße ist längst geschlossen. Doch: „Immer wieder haben Hausmeister in Asylanten-Unterkünften ihre Macht benutzt, um Frauen und Kinder sexuell auszubeuten“, weiß Simone Fischer, Sprecherin des Bayerischen Flüchtlingsrats. 165 Häuser gebe es bayernweit für 8000 Flüchtlinge, so Claudia Geßl vom Internationalen Frauencafé Nürnberg. „Die Frauen fliehen vor Gewalt in ihrer Heimat hierher“, erklärt die Sozialpädagogin, „ und treffen wieder auf Gewalt.“
Miriam W. wartet seit acht Jahren, als Asylantin anerkannt zu werden. Immer wieder sei ihr Antrag abgelehnt worden. Obwohl ihr Vater, ein Richter in Uganda, ermordet worden sei. Doch für sie als Mitglied der oppositionellen „Democratic Party“ bestehe keine Gefahr, hieß es. Und dass doch ihr Bruder derzeit Minister sei. „Der kann mich auch nicht schützen“, sagte Miriam W..
Der Prozess geht morgen weiter.
cis
*Namen geändert