Hartz-Skandal wird immer schlimmer!

In 20 Quadratmeter großen Zimmern sind bis zu vier Personen untergebracht. Ein einträgliches Geschäft für den Vermieter. Er kassiert dafür vom Sozialamt allein mehr als 1000 Euro.
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Lotte K., eine Bekannte der verstorbenen Pensions-Bewohnerin, mit Fotos, die die menschenunwürdigen Zustände belegen.
bayernpress 4 Lotte K., eine Bekannte der verstorbenen Pensions-Bewohnerin, mit Fotos, die die menschenunwürdigen Zustände belegen.
Auf dieser total versifften Matratze sollen Menschen schlafen.
bayernpress 4 Auf dieser total versifften Matratze sollen Menschen schlafen.
Schimmelsporen vergiften die Raumluft.
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Auch die Pension in der Austraße wird angeblich regelmäßig kontrolliert.
bayernpress 4 Auch die Pension in der Austraße wird angeblich regelmäßig kontrolliert.

In 20 Quadratmeter großen Zimmern sind bis zu vier Personen untergebracht. Ein einträgliches Geschäft für den Vermieter. Er kassiert dafür vom Sozialamt allein mehr als 1000 Euro.

NÜRNBERG In vielen Pensionen, in denen die Stadt Nürnberg mittel– und wohnungslose Menschen unterbringt, herrschen unbeschreibliche Zustände. Den Schwarzen Peter hält das Sozialamt in der Hand. Vieles deutet nämlich darauf hin, dass die städtische Behörde die Kontrolle über die Unterkünfte verloren hat. Bei der AZ melden sich täglich Leser, die haarsträubende Einzelheiten preisgeben.

263 Euro bezahlt das Sozialamt für jeden Bewohner, der in einem der zehn Pensionen in Nürnberg lebt, an den Eigentümer des jeweiligen Hauses. Diese feststehende Pro-Kopf-Pauschale hat eine gnadenlose Abzock-Mentalität ausgelöst. Die Ausgangslage ist ganz einfach: Je mehr Personen untergebracht sind, desto höher sind die Einnahmen.

In der Praxis hat das dazu geführt, dass in 20 Quadratmeter großen Zimmern bis zu vier Personen untergebracht sind. Ein einträgliches Geschäft für den Vermieter. Er kassiert dafür vom Sozialamt allein mehr als 1000 Euro. Eine andere lukrative Variante, mit der die Hausbesitzer Kasse machen: Menschen müssen in winzigen Räumen hausen, die für Wohnzwecke völlig ungeeignet sind.

Babette (62) lebte bis zu ihrem Tod vor einem Jahr in einer Pension in Plärrer-Nähe. Ihr standen etwa sechs Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. In das völlig verwahrloste Zimmer passte ein Bett, ein kleiner Schrank, mehrere Plastiksäcke mit Kleidungsstücken – mehr nicht. Für die menschenunwürdige Unterbringung zahlte das Sozialamt rund 280 Euro Miete.

Eine Bekannte der Frau fiel fast in Ohnmacht, als sie eines Tages das verkommene Zimmer betrat. Sie alarmierte sofort das Sozialamt und das Gesundheitsamt. Doch beide Behörden, so erklärte sie, hätten nur ein müdes Lächeln übrig gehabt. Einen Vertreter des Gesundheitsamtes zitiert die Bekannte mit den Worten: „Regen Sie sich nicht auf, in anderen Pensionen ist es noch viel schlimmer.“

Dieter Maly, Chef des Sozialamtes, beteuert, dass die Pensionen regelmäßig kontrolliert und Missstände abgeschafft würden. „Zwei Mitarbeiter sind ausschließlich für die Kontrolle der Pensionen abgestellt“, erklärte er. Doch in fast allen Pensionen klagen die Bewohner, dass sich keiner um die Wohnverhältnisse kümmere. Helmut Reister

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