Hartz-IV-Skandal: Arge lässt Mutter in dieser Garage leben
Zimmer ohne Fenster, Spanplatten als Wand, kein Platz in der Küche: Die Vermieterin kassiert monatlich 535 Euro!
NÜRNBERG Wo das noch enden soll, weiß keiner! Seit einem halben Jahr muss eine Hartz-IV-Empfängerin (53) zusammen mit ihrer Tochter (16) in einer Mini-Wohnung leben, deren hinterer Teil einmal eine Garage war. Selbst die nicht gerade als zimperlich geltenden ARGE-Mitarbeiter sprechen von einem unhaltbaren Zustand.
Wer bei Petra K. in Nürnberg-Reichelsdorf klingelt und die „Haustüre“ aufmacht, steht gleich mitten in der Küche. Sie ist so klein, dass nur eine Person darin Platz findet. Dahinter liegt ein Zimmer, in das gerade eine Bank und ein Tisch passen. Doch es hat einen unschätzbaren Vorteil. Es ist der einzige Raum, der ein Fenster hat. Die beiden anderen Zimmer sind stockdunkel. In einem davon muss Tochter Daniela leben. Eine Wand besteht nur aus einer dünnen Press-Spanplatte. Im Mietvertrag steht, dass die Wohnung 55 Quadratmeter groß ist. Ein ARGE-Mitarbeiter hat nachgemessen und kommt auf nicht einmal 40 Quadratmeter.
Der Skandal: Für die Behausung, die ein normales Familienleben unmöglich macht, kassiert die Vermieterin monatlich stolze 535 Euro. Das Geld wird von der ARGE direkt an sie überwiesen. Petra K. und ihre Tochter Daniela erhalten aus dem Hartz-IV-Topf zusammen 475 Euro. Davon müssen Medikamente, Strom, Wasser, Rundfunkgebühren, Fahrkarten, Bekleidung und Essen gekauft werden. „Das reicht hinten und vorne nicht“, versichert Petra K.
Tochter Daniela schämt sich vor ihren Freunden
Bis zur Trennung von ihrem Mann wohnte die Familie im ersten Stock des Hauses. Die Wohnung kostete 100 Euro mehr, war der ARGE aber zu teuer. Weil Petra K. keinen anderen Ausweg fand, musste sie in die Garagen-Wohnung ziehen.
Die abenteuerlichen Wohnverhältnisse treffen Tochter Daniela besonders schwer. Ihre Mutter sagt: „Sie schämt sich und hat sich von ihren Freunden vollkommen zurückgezogen.“ Ihre Niedergeschlagenheit wird auch noch dadurch verstärkt, dass sie keinen Ausbildungsplatz bekommt. Am liebsten wäre ihr eine Stelle als Tierpflegerino der im Hotelgewerbe.
Die ARGE hat Petra K. empfohlen, sich eine andere Wohnung zu suchen. Das ist leichter gesagt, als getan. Petra K.: „Ich habe schon alles Mögliche probiert. Anzeigen aufgegeben, im Internet gesucht. Aber jedesmal, wenn die Vermieter hören, dass ich Hartz-IV-Empfängerin bin und die eidesstattliche Versicherung ablegen musste, winken sie ab. Es ist wie verhext.“ Einen Beistand haben sie wenigstens gefunden. Der Tierschutzverein „Noris“ kommt für die Kosten von Hund „Teddy“ und den beiden Katzen auf. Immerhin...
Helmut Reister