Hammer-Mord an Mandy: Jetzt spricht ihre Mutter
NÜRNBERG - Petra G. (48) kämpfte vor Gericht mit den Tränen. Die Mutter von Mandy sollte aus dem Leben ihrer Tochter erzählen - dabei hat die Mutter noch immer persönlichen Kontakt mit dem Mörder ihrer Tochter.
Der Sitzungssaal 600, der wegen Umbauarbeiten derzeit nicht betreten werden kann, hätte ihr mehr Raum zum Atmen gelassen. So aber sitzt Petra G. (48) in einem kleinen Raum des Landgerichts nur ein paar Armlängen von jenem Mann entfernt, der an Ostern letzten Jahres ihre Tochter Mandy (†28) mit einem Hammer brutal erschlagen hat. Eine enorme Belastung, wie sich gestern zeigte.
Es war ganz still im Sitzungssaal, als Petra G. auf dem Zeugenstuhl Platz nahm, um aus dem Leben ihrer Tochter zu erzählen. Doch je länger sie redete, um so mehr kämpfte sie mit sich. Mehrfach versagte die Stimme, griff die von Trauer und Schmerz Gezeichnete zum Taschentuch, um die Tränen zu stillen.
Das ahnungslose Mädchen schickt seinem Papa Bilder in den Knast
In welcher emotionalen Zwickmühle sie steckt, wird am Beispiel von Mandys beiden Kindern (vier und zwei Jahre alt) deutlich. Das ältere Mädchen ist die Tochter des angeklagten Mordverdächtigen Simon G. (37). Bisher hat es Petra G. auf Anraten einer Therapeutin nicht gewagt, den Kleinen die Wahrheit zu erzählen. „Ich habe ihnen gesagt, dass ihre Mutter an einer Krankheit gestorben ist“, berichtete sie gestern im Prozess.
Dabei ist ihr bewusst, dass sie eines Tages nicht darum herumkommen wird, den Kindern reinen Wein einzuschenken. So lange jedoch muss sie akzeptieren, dass ihre Enkeltochter sogar selbst gemalte Bilder an ihren Vater ins Gefängnis schickt.
Über die verworrene Beziehung Mandys zu Simon G., der zuletzt als Oberfeldwebel bei der Bundeswehr diente, weiß sie nur wenig. Trotzdem hat sie ihn nach seiner Verhaftung im Gefängnis besucht. Die Frage des Richters nach dem Grund dafür beantwortete Petra G. mit einem einzigen Satz: „Er ist doch der Vater meiner Enkeltochter.“
Simon G. sagte aus, dass er seine Freundin im Affekt erschlagen habe. Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass es ein geplanter Mord war, um sich von den Unterhaltszahlungen für seine Tochter zu drücken.
Der Prozess geht nächste Woche weiter.
Helmut Reister
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