Hallelujah zwischen Hauchen und Fauchen
NÜRNBERG - John Lee Hooker Jr. und Popa Chubby rockten zum Start der Rother Bluestage.
Jedes Jahr um den Frühlingsbeginn wird die mittelfränkische Stadt Roth zum Nabel der Blues-Welt und lockt mit einem hochkarätigen Programm eine stattliche Zahl Besucher an. Auch die 18. Auflage erfreut sich eines regen Zuspruchs, wie das Veranstalter-Team um Monika Ammerer-Düll betont.
Mit John Lee Hooker jr., Sprössling des 2001 verstorbenen legendären Seniors aus dem Mississippi Delta, sorgte ein klangvoller Name für eine ausverkaufte Kulturfabrik. Der 57-Jährige hat sich längst aus dem Schatten seines Vaters gelöst: Zum typischen Drei-Akkorde-Schema kommen Funk und Boogie, eine ordentlich Druck entfachende Begleitband und Entertainer-Qualitäten. Immer wieder kokettiert er mit dem Namen des Gastspielortes („Rrruuth"), nimmt das Kleinstadt-Flair auf's Korn, indem er einen Einkaufsbummel in der örtlichen Bäckerei erwähnt und amüsiert sich über die deutsche Aussprache seines Nachnamens („Huuka").
In seinen Liedern erzählt er mal gefühlvoll, dann energisch alltägliche Geschichten von zerbrochenen Ehen oder dem gehörnten Ehemann. Songs des verstorbenen Über-Vaters fädelt er erstaunlicherweise ein und lässt ihnen gehörig Groove und frischen Drive angedeihen. Zum Ende dreht die Band nochmal ordentlich am Dynamikhebel und drückt das Boogie-Gaspedal durch. Nach zwei Stunden netto war der Saal ordentlich aufgemischt.
Ein weiteres Schwergewicht nicht nur im musikalischen Sinne ist Popa Chubby, der am Tag darauf an gleicher Stelle das erste Headlinerkonzert bestritt. Der korpulente Sänger und Gitarrist weckt aufgrund seines Künstlernamens zwar eher Assoziationen zum HipHop, die zahlreichen Tätowierungen an den Armen geben aber schon einen Hinweis auf seine eingefräste Leidenschaft zum Rock'n'Roll, die er auf der Bühne exzessiv auslebt. Im Stile eines Hendrix intoniert er „Hey Joe", bei Leonhard Cohens „Hallelujah" wechseln sich inbrünstiges Fauchen sowie hingebungsvolles Hauchen ab, während das aus den 1950er Jahren stammende Instrumental „Sleepwalk" für eine verträumte Atmosphäre sorgt.
Ziemlich angefressen reagiert der Glatzkopf mit dem markanten Ziegenbart auf die wiederkehrenden Rückkopplungen und unterbricht die gerade angestimmte Nummer ebenso wie das Motörhead-Cover „Ace Of Spades", bei dem der Bassmann glatt seinen Einsatz versemmelt hat. Nach zweieinhalb Stunden intensivem Starkstrom-Blues verabschiedet sich das Trio, die Messlatte für die noch auftretenden Künstler hängt damit in formidabler Höhe! fidus
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