Haftbefehl für Club-Vize: Bader fordert Aufklärung

Siegfried Schneider, auch CSU-Stadtrat in spe, hat Gerichtstermine geschwänzt und deshalb Ärger mit der Justiz. Er will sich aber heute erklären
NÜRNBERG Ob Ingo Böbel oder Gerhard Voack: Beim Club haben sich schon einige Funktionäre in Sachen Finanzen die Finger verbrannt. Jetzt ist die Liste um einen Namen reicher. Auch FCN-Vize Siegfried Schneider hat scheinbar mächtig Ärger mit der Justiz!
Nur geht es bei Schneider nicht um Gelder des 1. FC Nürnberg, sondern um die seiner Firma. Angeblich hat der „Siggi“ in seinem Maler-Betrieb in Langwasser (Leo Schneider KG) die Löhne an einige seiner Angestellten nicht bezahlt (AZ berichtete). Und als diese klagten hat Schneider offenbar den Gerichtsvollzieher versetzt und den dann fälligen Gerichtstermin geschwänzt. Jetzt droht Schneider „Erzwingungshaft“, berichtet „Bild“. Kurios: Mitte Oktober hatte Schneider auf AZ-Anfrage versichert: „Geschäftlich herrscht wieder klar Schiff.“
Bader: "Wir daran interessiert, die Sache aufzuklären"
Wohl nicht. Und die Affäre könnte sich auch auf Schneiders Tätigkeit in der Politik und beim Club auswirken. Beim 1. FCN, mit dem sich Schneider gestern telefonisch in Verbindung setzte und für heute Aufklärung versprach, stehen die Verantwortlichen um Manager Martin Bader zu ihrem schlagzeilenträchtigen Präsidiumsmitglied. „Wir als Verein können momentan dazu inhaltlich nichts sagen, es ist ein schwebendes Verfahren“, sagt Bader, „Herr Schneider hat mit uns Verbindung aufgenommen und versprochen sich heute zur Sache zu erklären.“ Gut so, denn: „Natürlich sind wir als Verein daran interessiert, dass die Angelegenheit aufgeklärt wird, obwohl es ja ursächlich nicht den Club betrifft“, so Bader.
Auch bei Schneiders Partei, der CSU, für die er im März in den Stadtrat aufrücken soll, gilt noch der Grundsatz, „im Zweifel für den Angeklagten“, wie Fraktionsgeschäftsführer Tobias Schmidt versichert. „Die Sache ist noch nicht entschieden.“ Selbst wenn Schneider verurteilt würde, „führt das nicht automatisch zur Abberufung durch die Stadt“, erklärt Schmidt, „die Hürden dafür sind hoch.“
Nur die CSU kann Schneider den Stadtratsposten verweigern
Wie der Fall Sebastian Schmaus von der rechten NPD-Tarnliste „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ beweist. Schmaus sitzt trotz einer Verurteilung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung wegen einer Alkohol-Fahrt weiter im Rat. Schneider könnte nur die eigene Partei aus dem Gremium schubsen. Bei groben Verstößen gegen die Geschäftsordnung kann sie dem Mitglied das Amt verweigern. kk/ERG
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