Hafen bekommt neue Lände für Passagierschiffe
Die Sanierung der Anlegestelle am Kanal kostet 8,2 Millionen Euro. Dabei wird jetzt auf den Aussichtshügel aus Schlacke verzichtet. Ein Projektbeirat soll Konflikte verhindern
NÜRNBERG Naturschützer können aufatmen: Der umstrittene Schlackeberg am Nürnberger Hafen wird vorerst nicht aufgeschüttet. Der 23 Meter hohe Hügel war ursprünglich Teil der Ausbaupläne für die Kreuzfahrtschiff-Lände am Main-Donau-Kanal. Die Touristen sollten von dort die Aussicht auf die Stadt genießen können. Doch diesen Bauabschnitt haben die Stadträte jetzt zurückgestellt. Die anderen Arbeiten an Nürnbergs modernisiertem Kreuzfahrthafen beginnen schon Mitte 201.
8,2 Millionen Euro wird der Ausbau in der ersten Stufe kosten. Der Aussichtshügel ist mit nochmals 1,6 Millionen veranschlagt. Das Aufmöbeln der Anlegestelle ist dringend erforderlich. Pro Jahr kommen rund 70.000 Gäste mit 500 Schiffen nach Nürnberg. Tendenz steigend, denn die Flusskreuzfahrten boomen.
Doch Nürnberg gibt hier bisher eine wenig schöne Visitenkarte ab. Den Schiffen steht nur eine provisorisch wirkende Lände an der Brücke des Frankenschnellwegs über den Kanal zur Verfügung. Die Touristen werden dort auf dem schmalen Uferweg von Bussen zur Besichtigungstour durch die Innenstadt abgeholt. Probleme gibt es nicht nur mit der unzureichenden Zufahrt sondern auch mit der Wasserver- und Entsorgung der Schiffe und mit dem Müll.
Nürnberg als Ausgangs- oder Zielort von Schiffstouren
„Wir brauchen den Ausbau auch deshalb, weil Nürnberg dann Ausgangs- oder Zielort solcher Schiffstouren werden kann“, wirbt Wirtschaftsreferent Roland Fleck. Seine Hoffnung: Die Touristen bleiben dann einige Tage länger in Nürnberg – was Gastronomie und Hotellerie zusätzliche Geschäfte bescheren wird.
Ein Projektbeirat soll den Ausbau der dann 1,4 Kilometer langen Lände begleiten, an der künftig bis zu zehn Schiffe gleichzeitig liegen können. Das Gremium, in dem Vertreter von Behörden, Ämtern, Naturschutz, Wirtschaft, Reedereien und Tourismus sitzen, soll schon im Vorfeld Ärger vermeiden helfen.
Wobei mit dem Aussichtshügel das größte Konflikt-Potenzial erst einmal ausgeklammert wurde. 250000 Tonnen Schlacke hätten aufgeschüttet und aufwändig abgedichtet werden müssen. „Das entspricht dem Schlackeaufkommen, das in vier Jahren in der Nürnberger Müllverbrennung anfällt“, so SPD-Umweltexperte Gerald Raschke. Nun ist ausreichend Zeit, sich über andere Materialien Gedanken zu machen – oder zu überlegen, ob die Lände auch ohne Hügel zu einem Schmuckstück werden kann.
Michael Reiner
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