Gute Laune – mit allen Wässerchen gewaschen
NÜRNBERG - Die Prinzen rocken im Nürnberger Opernhaus und überzeugen vor allem mit leisen Tönen.
Eine so generationsübergreifend jubelnde Menge bekommt im Opernhaus nicht mal Ballett-Direktor Goyo Montero hin: Die Prinzen, noch immer mit allen Barbershop-Wässerchen gewaschen, nun aber mit pop-rockiger Föhnwelle, wickeln in Nürnberg Teenies, Familien und ergraute Herrschaften um den Finger. Mitschnipsen scheint Ehrensache, der Jubel nimmt an Dichte zu, je mehr Jahre die Lieder schultern, und Richtung Finale geht der Trend zum Stehkonzert.
An Ohrwürmern herrscht ja kein Mangel in der 18-jährigen Karriere des Ost-Exports: „Schwein sein“, „Millionär“ und „Alles nur geklaut“ versuchen sich neben eingehender Melodik auch mit einer Prise Ironie. Fehlt sie, wird die Prinzen-Kuschligkeit schlagersüß.
In der sympathisch unprofessionellen Show scheint nichts choreografiert: Die Ober-Prinzen Sebastian Krumbiegel und Tobias Künzel, die ehrlich überrascht wirken vom Nürnberger Fan-Kern, heizen die jugendfreie gute Laune erst richtig an, indem sie die abgesteckte Welt zwischen Liebesleid, blauem Fahrrad und Deutschland mit Händen und Füßen nachzeichnen. In ihren Ansagen geizen sie mit Pointen, erweisen sich aber als Kenner der Region: Vom Glauben, dass Nürnberg etwas mit Bayern zu tun hat, sind sie längst abgefallen.
Und überraschen vor der Pause auch vokal: Da polieren sie ihre Goldkehlchen a capella auf Hochglanz und wagen Ausflüge in Klangwelten, die der Comedian Harmonists würdig sind. Georg Kasch
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