Gutachterin: Die missbrauchte Tochter lügt nicht
Über 100 Sex-Übergriffe in 7 Jahren: Eine Psychologin fand das Opfer glaubwürdig – der Vater der 16-Jährigen allerdings bestreitet die Taten
NÜRNBERG Unfassbar: Maurer Frank W. (41) missbraucht seine Tochter ab ihrem 8. Lebensjahr über 100 Mal, wie ihm im Prozess am Nürnberger Landgericht vorgeworfen wird. Doch nicht er, sondern das Mädchen machte sich Sorgen, dass die Taten herauskommen und die Familie dadurch zerbricht.
Das wurde am Montag bei der Anhörung einer Gutachterin bekannt. Sie fand die Schülerin glaubwürdig, wenn sie beschrieb, wie der Vater sie zuhause in Bad Windsheim, beim Angeln oder im Stall des Geflügelzüchtervereins als Sexobjekt benutzte. Wenn er den Bauch vorschob, wusste die Tochter: Der Horror-Vater will oral befriedigt werden. Ab ihrem zehnten Lebensjahr kam es dann regelmäßig zum Geschlechtsverkehr. Wie hat sie all das ertragen? „Ich versuchte mir vorzustellen, dass es nicht mein Vater, sondern mein Freund ist“, sagte sie.
Die Mutter des Opfers hält zu ihrem Mann
Mit Schlägen habe Frank W. sie nie dazu gebracht. Es genügte die reine Drohung, dass er „wegkomme“, wenn sie etwas erzähle. „Ich hatte immer Angst, dass die Mutter es merkt“, gestand sie der Gutachterin. Sie habe sich nie der Mutter anvertraut, weil die ihr nicht geglaubt hätte. Die hält auch weiter zum Gatten, der seit Juni in U-Haft sitzt.
Als unauffällige, aber alkoholabhängige Person wurde Frank W. von einem Psychiater eingestuft. Doch als Rauschtaten könne man die Übergriffe nicht sehen. Der Angeklagte bestritt die Vorwürfe. Die Tochter (jetzt 16) wolle sich nur rächen, weil er sie nicht zu Rock im Park ließ und ihren Freund nicht akzeptierte. Als sie 2009 die Schule schwänzte, schaltete sich das Jugendamt ein und erfuhr von den Übergriffen. Die Schülerin lebt jetzt bei einer Pflegefamilie. Der Prozess geht Freitag weiter. cis
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