Grusel-Tat noch immer ungeklärt
Und noch ein Fall für Nürnbergs Cold-Case-Fahnder von der MK3: Günter R. wurde 1977 in einem Bastel-Laden in der Nürnberger Innenstadt brutal überfallen
NÜRNBERG Die Mordkommission 3 (MK 3) im Nürnberger Polizeipräsidium hat sich die alten Akten vorgenommen. Die so genannten „Cold Cases“, die „kalten“ Fälle, die ungeklärten Morde. 44 gibt es davon seit 1949 in Mittelfranken. Die Mörder und Totschläger von Säuglingen, Männern und Frauen, alten und jungen Menschen sind noch immer nicht gefasst. Mit der Bildung der MK 3 sollen diese Verbrechen nun geklärt werden.
Ein Themenkomplex, den sich die Kriminaler vorknöpfen, sind auch Überfälle, bei denen die Opfer getötet wurden. Von 1949 bis 1995 starben so acht Menschen. Verkäufer Günter R. hat einen Mordversuch 1977 schwer verletzt überlebt. Jetzt sucht die MK 3 erneut den Mann, der den heute 69-Jährigen mit drei Schüssen niederstreckte.
Der damals 35-Jährige Günter R. arbeitete in der „Bastelstube“ in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße in Nürnbergs Innenstadt. Der 2. April 1977 war ein langer Samstag.
Der Gangster tauchte im Gewühl unter
Drei Dosen Lack kaufte der Mann, der gegen 16.30 Uhr das Geschäft betrat. Er war etwa 30 Jahre alt und machte nicht den Eindruck eines knallharten Killers. Doch als er einen 20-Mark-Schein zum Zahlen der 4,50 Mark-Rechnung auf den Ladentisch legte und R. die Rechnung buchte, riss der Mann eine Waffe hoch und schoss dem Verkäufer in den Kopf. Erst dann, so notierte es die damalige AZ-Polizeireporterin Erika Schörner, rief er noch „Geld her!“
Schwer verletzt fiel R. um, woraufhin der Gangster noch zwei Mal auf sein Opfer schoss. Eine Kugel drang ihm in den Hals, die dritte wieder in den Kopf. Mit 270 Mark aus der Kasse wollte der Täter fliehen, doch Passanten stellten sich ihm in den Weg. Ein 40-Jähriger verfolgte ihn sogar über die Färberstraße bis zur Breiten Gasse. Dort tauchte er im dichten Gewühl der Samstagseinkäufer unter.
Das Opfer kam in die Klinik. Doch den Spezialisten gelang es nicht, die zwei Kugeln in seinem Kopf zu entfernen. Er war nach den Schüssen halbseitig gelähmt, konnte aber sprechen und der Polizei eine Täterbeschreibung liefern. Demnach war der brutale Räuber sportlich, 1,80 Meter groß und hatte – zumindest damals – lockige Haare. Das hervorstechendste Merkmal waren die auffallend auseinanderstehenden Eckzähne.
Für Günter R. wird es sicherlich eine Genugtuung sein zu erfahren, dass die Kripo nicht locker lässt. Andererseits werden die Ermittlungen wohl auch wieder alte Wunden aufreißen...sw
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