Grusel-Rätsel um Betrüger-Bande: Zwei Kronzeugen verschwunden
NÜRNBERG Zwei Rumänen, die einer international agierenden Betrüger-Bande angehören, sind wie vom Erdboden verschluckt. Das Auto, mit dem sie zuletzt unterwegs waren, wurde in Italien verlassen aufgefunden. Indizien deuten auf ein Gewaltverbrechen hin. Die Spur des mysteriösen Kriminalfalls führt direkt nach Nürnberg...
In der Justizvollzugsanstalt an der Mannertstraße sitzt ein mutmaßliches Mitglied der hoch professionell arbeitenden Bande hinter Gittern. Der Ermittlungsrichter hat Haftbefehl gegen ihn erlassen. Welche Rolle er genau in dem betrügerischen Netzwerk gespielt hat, ist noch unklar. Rechtsanwalt Thomas Dolmany, der ihn vertritt, stuft ihn eher als Mitläufer ein. Zur AZ sagte er: „Wir haben einen Kronzeugen angeboten, der ihn entlasten kann.”
Das ist leichter gesagt, als getan. Dieser Zeuge und ein weiterer mit ihm in Verbindung stehender Mann, die mit einem geleasten Fahrzeug unterwegs waren, sind seit Anfang Januar in Italien verschwunden. Das bestätigte auch Antje Gabriels-Gorsolke, Sprecherin der Nürnberger Staatsanwaltschaft. Die Polizei wollte wegen der laufenden Ermittlungen keine Details nennen.
Die Gruppe ist mafiaähnlich strukturiert
Nach AZ-Informationen hat sich die mafiaähnlich strukturierte Bande, die offensichtlich von einem gewalttätigen Schwerverbrecher geführt wird, auf so genanntes Phishing spezialisiert. Das funktioniert so: Mit gefälschten Webseiten oder so genannten Trojanischen Pferden, die heimlich auf den Festplatten von Computern platziert werden, spähen die Betrüger persönliche Daten der Benutzer aus – vor allem Daten, die einen Zugriff auf Konten ermöglichen. Innerhalb kürzester Zeit werden dann die Konten mit fingierten Überweisungsaufträgen leergefegt. Das Geld landet auf Konten im Ausland und wird von den Betrügern sofort abgehoben. Ein Ermittler: „Das geschieht oft schneller, als die Opfer den Verlust ihres Geldes bemerken.”
Wie hoch der Schaden ist, den die jetzt hochgegangene Bande hinterlassen hat, ist derzeit schwer zu schätzen. Dutzende, wenn nicht hunderte Opfer könnten es durchaus sein, die systematisch abgezockt wurden. Der verschwundene Kronzeuge soll über eine Schwägerin auch Kontakte ins Erlanger Rotlichtmilieu und zu einer gewalttätigen Rockergruppe haben. hr
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