Gruppenbild mit Szene: Stadtrat ehrt Kultur-Schaffende
NÜRNBERG - Das Nürnberger Burgtheater und Christiane Neudecker bekommen die Förderpreise - Matthias Ank, Michaela Domes, Reinhold Horn und The Audience die Stipendien.
Eine Autorin und eine Kleinkunstbühne, ein Kirchenmusiker, ein Jazzmanager, eine Schauspielerin und eine Pop-Gruppe – so bunt ist das Gruppenbild der Nürnberger Kultur-Szene 2009, das laut gestrigem Stadtrats-Beschluss ausgezeichnet wird. Nach Vorschlag eines Beratergremiums gibt es zwei Förderpreise (je 5000 Euro) und vier Anerkennungs-Stipendien (je 2500 Euro). Der große Kulturpreis, den 2008 Thalias Kompagnons erhielten, setzt aus Sparsamkeitsgründen bis 2010 aus. Im November ist Festakt mit Party.
CHRISTIANE NEUDECKER (35) kam beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt vor drei Wochen zwar in die Endrunde, ging aber leer aus. Mit einer Story, die 2010 im zweiten Luchterhand-Erzählband „Unheimliche Geschichten“ erscheinen wird, wollte sie – wie im AZ-Interview vorher formuliert – bei der reizbaren Jury „durch Ernsthaftigkeit auffallen“. Hat wohl nicht richtig funktioniert. Zuvor mit dem Romandebüt „Nirgendwo sonst" hatte die aus Eibach stammende und beim Berliner Künstler-Netzwerk „Phase 7 performing.arts“ arbeitende Autorin und Regisseurin, die in jungen Jahren erste Preise am Kulturladen Nord gewann, jedoch Aufsehen erregt. Ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds 2009 und der Förderpreis von Mittelfranken 2006 belegen, dass ihre Texte vielen Lesern aufgefallen sind.
DAS NÜRNBERGER BURGTHEATER feiert im Herbst 25 Jahre Kabarett an der Füll, mitten in der Altstadt. Der Verein um Geschäftsführerin Ulrike Mendlik hat Nürnberg mit handverlesenen Portionen Satire versorgt, als das noch nicht im Trend lag, und findet auch zu Zeiten der Comedy-Hochkonjunktur, die an jeder Ecke einen Witzbold auftauchen lässt, das richtige Maß zwischen Größen- und Nachwuchspflege. Pigor & Eichhorn und Malediva wurden so für Nürnberg entdeckt, Georg Schramm hatte hier erste Auftritte. Und der Deutsche Kabarettpreis ist alle Jahre wieder ein Highlight im Kulturleben.
Unter den Trägern des Nürnberg-Stipendiums 2009, das für außergewöhnliche Initiative und vielversprechende Ansätze vergeben wird, ist ein aktueller „Skandalfall“, der für die Kulturpreis-Party gewisse Spannung verspricht.
REINHOLD HORN (48) der auch das Nürnberger „Stimmenfang“-Festival sowie die süffisant „Polen-Allergie“ genannte Jazz-Reihe mit auf den Weg brachte, wurde drei Tage nach der Nominierung fürs Stipendium von den Altvorderen des Jazzstudios als Programmchef entmachtet. Ihnen war es zu viel der Reformen – oder der Einschränkung eigener Einflussbereiche. Das beschäftigt inzwischen die Juristen.
MICHAELA DOMES (49) Schauspielerin mit besonderer Lust an Kleinkunst-Projekten („Toast Hawaii“, „Elchkritik und Witzgeschick“) feiert im Herbst 20 Jahre Nürnberg. Die Hälfte davon war sie am Schauspielhaus (Iphigenie, Lady Macbeth), dann wagte sie den Schritt ins Freie. Seiher ist die Domes mit markanten Auftritten am Gostner, in Fürth und Erlangen so etwas wie die Wander-Diva der Metropolregion. Einen Abend über „Frauen mit Ecken und Kanten“ bereitet sie vor.
MATTHIAS ANK (49), Kirchenmusikdirektor und seit 1996 Kantor von St. Lorenz, macht ein aufregendes, weit über den Gemeindebedarf hinaus weisendes Programm, im Wagemut nur vergleichbar mit dem von Werner Jacob früher in St. Sebald. Der Organist, der auch Bachchor und Bläser-Ensemble Lorenz Brass leitet, kombiniert „vertraute und ungewöhnliche Klänge und Texte im Kirchenraum“ und sieht so gar die Baustelle Hallenchor „als Impuls“.
THE AUDIENCE werden als „Hoffnungsträger“ der regionalen Pop-Szene gehandelt und im Windschatten der großen Brüder von Robocop Kraus eingeordnet. Die 2003 gegründete Band im Rock/Indie-Stil hat bei 300 Auftritten den Ruf, live aufzublühen. Was man schon am 14.8. beim „Brückenfestival“ und im November in der Tafelhalle nachprüfen kann. Dieter Stoll