Greuther Fürth: Beide Derbys in Nürnberg

FÜRTH - Saisoneröffnung bei Greuther Fürth mit 2000 Fans. Große Vorfreude beim Kleeblatt auf die Spiele gegen den Club, nur SpVgg-Chef Hack ist genervt: „Bin ich ein Hellseher?“
Die Vorfreude rund um das Kleeblatt ist riesig. Rund 2000 Sympathisanten pilgerten gestern zum Saisoneröffnungsfest in den Fürther Ronhof – obwohl es in der neuen Spielzeit wieder „nur“ Zweite Liga heißen wird. Umso größer ist die Schadenfreude, dass es nach vierjähriger Pause wieder die Derbys gegen den abgestiegenen Erzrivalen aus Nürnberg geben wird.
„Was weiß denn ich, bin ich Hellseher?“, reagierte SpVgg-Boss Helmut Hack beinahe unwirsch auf die Frage: Muss der Fürther Anhang am 31. Spieltag im April 2009 wieder in das verhasste Club-Stadion umziehen? Hacks direktes Umfeld geht „von 99,99 Prozent aus“, dass es so weit kommen wird.
Für die auch sportlich immer ganz schnell beleidigte Fürther Fan-Seele der Super-Gau. Aus finanzieller Sicht jedoch nachvollziehbar. Ein voller Ronhof (15.500 Zuschauer) würde 250.000 Euro einbringen. Ein Umzug über die östliche Stadtgrenze brächte angesichts der dreifachen Kapazität und der deutlich besseren Vermarktungs-Möglichkeiten trotz fälliger Miete im fünfstelligen Bereich sogar mehr als die dreifache Gage. Zudem hatten die Fürther beim letzten Gastspiel der Cluberer im Ronhof am 7. März 2004 (2:2) aufgrund von Sachbeschädigungen im Gästebereich rund 100.000 Euro Schaden zu verzeichnen.
"Werden die Saison keinesfalls unterschätzen"
Zunächst genießt der Club Ende November allerdings Heimrecht. „Wir werden die Saison keinesfalls unterschätzen“, versichert Kleeblatt-Trainer Benno Möhlmann. Weil der Norddeutsche längst weiß, „dass die Duelle gegen Nürnberg sehr brisant sind“, versucht er sich in der hohen Kunst der philosophisch angehauchten Diplomatie: „Drei Punkte im Derby bringen uns immer weiter – auch wenn es nur drei Punkte sind.“
An der Unterstützung von den Rängen – Hack ist „optimistisch, dass wir den Umbau mit der Überdachung der Nordkurve bis zum ersten Heimspiel hinkriegen“ – wird es nicht liegen. Zumindest optisch. Der Fanklub „Sportfreunde Ronhof“ hat die Sommerpause genutzt, um aus 64 Bettlaken eine grün-weiße Blockfahne zu nähen.“ Flagge zeigen müssen freilich die Spieler. „In Fürth ist alles so, wie ich mir das vorstelle, um leistungsgerichtet arbeiten zu können“, sagt Möhlmann.
Auch, weil Fürth in punkto Leistungsdiagnostik „schon erstligareif ist“, behauptet Hack. „Was bei Bayern München jetzt erst beginnt, machen wir seit drei Jahren“, verweist der Boss stolz auf „unsere herausragende Leistungsdiagnostik.“ Dank Funkübermittlung der körperlichen Daten in ein Computerprogramm „haben wir die Möglichkeit, jeden Spieler individuell noch besser zu machen“, erklärt Hack. Hellseherische Fähigkeiten sind auch hier nicht gefragt. Es ist eben so. Wie mit dem Derby, das im Club-Stadion ausgetragen wird. Markus Löser