Gin für die Haut: Die Pflege im AZ-Test
Ein Hotel in Bodenmais vertreibt Cremes, Öl und Peelings mit dem Wacholder-Schnaps. Macht der wirklich schöner? Die AZ hat nachgefragt.
Bodenmais - Gin im Glas – kennt jeder. Aber Gin in der Cremedose? Das ist doch eher ungewöhnlich.
Sandra Geiger-Pauli vom Vier-Sterne-Superior-Hotel Bodenmaiser Hof im Bayerischen Wald ist überzeugt: In dem In-Getränk stecken Stoffe, die der Haut guttun. Die Geschäftsführerin hat mit einer spezialisierten Firma Pflegeprodukte mit Gin entwickelt – von Cremes bis Peelings.
Die AZ wollte das genauer wissen und hat angerufen.
AZ: Frau Geiger-Pauli, lassen Sie mich raten: Ihr Lieblingsgetränk ist Gin, oder?
Sandra Geiger-Pauli: Richtig! Ich liebe Gin und sehe ihn auch wie eine Art Medizin für mich. Ich trinke jeden Abend einen, natürlich nur ein kleines Schluckerl. Er ist für mich heilsam. Ich hatte ab und zu Magenprobleme. Seitdem ich das abends mache, ist es gut.
Ist Ihnen der Schnaps nicht zu schade dafür, ihn in Pflegeprodukte zu verarbeiten?
Nein, nur das Beste ist gut genug.
Gin soll also gut für die Haut sein – wie sind Sie drauf gekommen?
Ich wollte schon immer eine eigene Kosmetikserie machen. Die Fragen waren: Was zeichnet unser Haus aus? Was sind unsere Stärken? Seit ein paar Jahren stellen wir in unserer hauseigenen Brennerei auch Gin her. Ich weiß, dass mein Vater dafür gute Kräuter und mehr verwendet.

Was genau steckt drin?
Das kann ich Ihnen leider im Detail nicht verraten – das Geheimnis unseres Brenners. Es sind auf jeden Fall typische Inhaltsstoffe eines Gins drin: Wacholder, Rosmarin, Koriander, Salbei, zitronenartige Inhaltsstoffe – mehr darf ich jetzt aber wirklich nicht sagen.
Wie wirkt dieses geheime Gemisch auf die Haut?
Antioxidantisch und entzündungshemmend. Es regt zudem den Stoffwechsel an und hat eine Detox-Wirkung – es entschlackt und die Falten werden weniger. Eine ganzheitliche Wirkung sozusagen.
Bekommt man eine Alkohol-Fahne, wenn man sich Ihre Gin-Creme auf die Haut schmiert?
Nein, überhaupt nicht. Es ist ein dezenter Duft, eher der typische Kräuterduft.
Bei Ihren Gästen und im Online-Shop kommen die Gin-Produkte gut an. Gibt es auch kritische Stimmen? Es dürfte vermutlich nicht jedem gefallen, dass Alkohol positiv und nützlich für die Schönheit dargestellt wird.
Sagen wir: Es gibt auch skeptische Stimmen. Am Ende ist es wie mit allem: Geschmackssache. Aber wir haben bislang noch fast jeden Skeptiker vom Produkt überzeugen können.
Was sagt Ihre Familie?
Jeder hat am Anfang gesagt: "Du bist verrückt, das kannst du nicht machen." Jetzt nehmen alle nur noch diese Creme her. Sogar mein ältester Sohn, der wollte sich vorher nie eincremen. Jetzt schmiert er wie ein Weltmeister.
Ist es wirklich auch für Kinder geeignet?
Ja, also meine drei Kinder nehmen die Creme her.
Bleibt die Frage: Wird es auch mal eine Bier-Lotion geben?
Nein. Ich sage immer: Man muss 150 Prozent hinter dem stehen, was man macht. Und ich mag Gin lieber als Bier.
AZ-Redakteurin testet Gin-Creme
Gelegentlich gönne ich mir ein Glaserl Gin Tonic. Der haut einen nicht um wie so manch anderer Schnaps und schmeckt nicht so alkoholig, dass man beim Trinken greislige Grimassen ziehen muss – was ja sicherlich kontraproduktiv für ein faltenfreies Gesicht wäre.
Glas, Gin, Gurke. Ja. Aber mit Gin eincremen? Wie riecht das, wie fühlt sich das an? Ich bin skeptisch.
Die Cremedose ist wuchtig, 250 ml der „Crazy Gin Körpercreme“ sind drin. Man muss also schon mal keine Angst haben, dass die Dose auf einen Schluck, äh, Schmierer, leer ist. Ein zitroniger Duft weht mir entgegen, der erste Gedanke: Zitronenlimo. Alkohol-Note? Null! Die Creme zieht schnell ein, klebt nicht, glänzt nicht, spannt nicht. Nach einer halben Stunde riecht es immer noch gut, aber nicht aufdringlich.
Kräftiger bleibt das Gin-Körperöl. Ich möchte die ganze Zeit am Arm schnuppern, den Duft einsaugen. Es riecht wie Frühling. Und mir kommt gar nicht so sehr Gin in den Sinn, sondern eher ein lauer Abend am See. Und positive Gedanken sind ja auch irgendwie eine Art Detox – falls die Gin-Creme doch kein Haut-Wunder vollbringen sollte.

Das sagt Hausarzt Dr. Hans-Ulrich Voigt
Was bringt eine Gin-Creme?
Dr. Hans-Ulrich Voigt von der Dermatologie am Dom findet die Idee "ungewöhnlich". Im Gin steckt mitunter Wacholder: "Insbesondere die Beeren enthalten ätherische Öle. Sie gelten als harntreibend und leicht hautreizend, aber auch als schwach giftig und nierenreizend."
Kann das der Haut guttun oder ist das gute PR?
"Eine durchblutungsfördernde Wirkung durch die leicht hautreizende Wirkung der ätherischen Öle ist vorstellbar", sagt Voigt. Eine harntreibende entgiftende Wirkung käme nur bei einer relativ hohen Aufnahme der Öle in Betracht, die dafür viel zu gering sein dürfte, glaubt der Hautarzt. Ebenso nennt er das Falten-Versprechen "vollmundig und pharmakologisch nicht erklärbar".
Was hilft dann gegen Falten und baut das nötige Eiweißmolekül Kollagen auf?
"Die stärkste Wirkung haben die Vitamin-A-Säure und ihre Abkömmlinge wie Retinol", sagt Voigt. Erstere wirke am stärksten, sei aber verschreibungspflichtig.
Und andere Stoffe?
"Viele Anti-Aging-Cremes enthalten heute Antioxidantien wie Vitamin C und E, Polyphenole oder andere Pflanzenextrakte, Peptide, Moisturizer, Zellerneuerer wie Biotin oder Ektoin und Lichtschutzsubstanzen", erklärt der Münchner. Sie helfen, Schäden von der Haut fernzuhalten oder zu lindern. "Insofern haben sie tatsächlich einen, wenn auch meist nur geringen, hautverbessernden Effekt."
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