Gilching: Schüler werden nicht gescannt

In Gilching gehen die Eltern auf die Barrikaden. Sie wollen nicht, dass von ihren Kindern Fingerabdrücke genommen werden. Die Gemeinde beugt sich dem Druck und baut das Gerät wieder ab.
von  Abendzeitung
In der Gilchinger Grundschule ist auch die Musikschule untergebracht.
In der Gilchinger Grundschule ist auch die Musikschule untergebracht. © Ronald Zimmermann

GILCHING - In Gilching gehen die Eltern auf die Barrikaden. Sie wollen nicht, dass von ihren Kindern Fingerabdrücke genommen werden. Die Gemeinde beugt sich dem Druck und baut das Gerät wieder ab.

Der Protest der aufgebrachten Eltern zeigte Wirkung: Gilchings Bürgermeister Manfred Walter ließ den heiß diskutierten Fingerscanner an der Pforte der Arnoldus-Grundschule (AZ berichtete) jetzt wieder abbauen. „Der bereits montierte Scanner wird heute wieder demontiert, bisher erfasste Daten werden umgehend gelöscht“, erklärte der Bürgermeister am Mittwoch. Was dann auch geschehen ist.

Der Scanner sollte zusätzliche Sicherheit bringen, da die Musikschüler nachmittags die Räume der Arnoldus-Grundschule nutzen. Der Rektorin war der bislang genutzte Zahlencode an der Pforte zu unsicher geworden, weil viele Eltern den Code untereinander weiter gaben. In Absprache mit der Gemeinde wurde daher der Fingerscanner installiert. Doch den betroffenen Eltern ging das viel zu weit.

Zwei Väter, Steffen Oberländer und Peter Kadlec, verteilten Flugblätter gegen diese Überwachung und hatten Erfolg. Nur ein knappes Drittel der Musikschüler-Eltern ließen es zu, dass ihre Kinder biometrisch erfasst werden.

Der Bürgermeister wurde überrascht

Die Piratenpartei Bayern bezeichnet den wehrhaften Vater Kadlec in einer Pressemitteilung gar als einen „Held des Alltags“. Peter Kadlec (38) selbst erklärt im AZ-Gespräch: „Man hat sich in der Gemeinde einfach keine Gedanken gemacht. Auch von der medialen Aufmerksamkeit war der Bürgermeister überrascht.“

Kadlec glaubt aber nicht, dass jetzt mehr Verständnis für die Bedenken vieler Eltern in der Gemeinde da ist. „Es war allein der Druck, der für den Abbau des Scanners gesorgt hat. Wir konnten einige Eltern sensibilisieren, und der Bürgermeister hat gemerkt, dass das Thema heikel ist.“

Manfred Walter hatte noch am Mittwoch erklärt, es sei sichergestellt gewesen, dass „das Fingerprint-System keine vollständigen Fingerabdrücke oder Bilder von Fingerabdrücken speichert“. Dennoch gab er nach: „Nachdem auch aufgrund der geführten Diskussion ein Großteil der Eltern der Musikschüler diesen ,Fingerprint’ nicht akzeptieren, werden wir von der Umsetzung des Systems Abstand nehmen.“

In Gilching beginnt nun die Diskussion über ein alternatives Schließsystem. „Das Zahlensystem mit mehreren Codes könnte eine Lösung sein“, glaubt der Informatiker Kadlec.

John Schneider

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