Geschichten von Bauhelm und Cognac-Flasche
FÜRTH - Nach zehn Jahren hat das Jüdische Museum in Fürth die Dauerschau geliftet und will mehr Besucher.
Frank Stahl ist Brückenbau-Experte. Ein Brückenschlag fiel dem Ingenieur aber schwer: der in seine Geburtsstadt. 1988 hat er lange gezögert, bevor er aus den USA nach Fürth reiste, um dort mit ehemaligen Klassenkameraden das Abitur zu feiern, das er 1938 als letzter jüdischer Schüler am Schliemann-Gymnasium machte. Inzwischen hat er Fürth mehrfach besucht und nun auch etwas zurückgelassen: einen Bauhelm mit der Aufschrift „Golden Gate Bridge" für die neu konzipierte Dauerausstellung des Jüdischen Museums.
„Neue Aussichten“ aufs jüdische Leben in Franken
Seit der Eröffnung 1999 zählt das Jüdische Museum konstante 15 000 Besucher im Jahr. „Das sind mir zu wenig“, sagt Museumsleiterin Daniela Eisenstein, und auch deshalb wurde beschlossen, zum 10-jährigen Jubiläum die Dauerausstellung neu zu gestalten. Mit bislang nicht gezeigten und schon bekannten Objekten, neuen Medienstationen und Abteilungen, noch stärkerem Bezug zu Franken und Biographien jüdischer Bürger bietet die Schau „Neue Aussichten“ auf das jüdische Leben in Franken vom Mittelalter bis in die Gegenwart.
Die Ausstellung berichtet vom Nutzen, den Fürth aus der Ansiedlung von Juden zog, von der Heimat, die sie dort scheinbar gefunden hatten, von ihrem gesellschaftlichen Engagement und von zunehmendem Antisemitismus, der in der Shoa, der „großen Katastrophe“, mündete. Frank Stahl und seine Familie überlebten diese Zeit, weil sie rechtzeitig Deutschland verließen. 1946 holte ihn der bekannte Brückeningenieur Othmar H. Amann in die USA. So kam es, dass der heute 89-Jährige an der Renovierung der Golden Gate Bridge mitarbeitete und sein Helm von damals heute in Fürth von einer Zeit der Entrechtung, Vertreibung, Enteignung und Ermordung erzählt. uma
Jüdisches Museum Franken (Königstr. 89): Di 10-20 Uhr, Mi-So 10-17 Uhr
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