Gerichtsstreit um Anti-Nazi-Satire
Der „Thor Steinar“-Hersteller klagt in Nürnberg gegen einen SPD-Politiker, der die rechte Szenekleidung veräppelt. Derweil geht der Kampf gegen den hiesigen „Tønsberg“-Laden weiter
NÜRNBERG Wer sich mit dem Hersteller von „Thor Steinar“- Klamotten – laut Verfassungsschutz „szenetypisches Erkennungsmerkmal“ in Neonazi-Kreisen – anlegt, muss auf der Hut sein. Begriffe wie „Nazi-Firma“, „rechtsextremes Klamotten-Label“ etc. verbieten sich. Denn der Brandenburger Hersteller „Mediatex“ hat Geld. Und scheut nicht, seine Anwälte auf Kritiker zu hetzen. Jetzt klagt Mediatex gegen Mathias Brodkorb, SPD-Landtagsabgeordneter in Mecklenburg-Vorpommern und Initiator des Neonazi-Aussteigerprogramms „Endstation Rechts“.
Seine Thor-Steinar-Persiflage „Storch Heinar“, eine Kollektion skurriler T-Shirts, die die rechten Szene-Outfits aufs Korn nimmt, stößt den Mediatex-Machern sauer auf. Sie wittern Markenrechtsverletzungen und eine Verunglimpfung ihrer Produkte. Am 23. Juni findet die Verhandlung vor einer Kammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth statt, die auf Markenrecht spezialisiert ist.
Neue Demo gegen "Tonsberg"
Brodkorb, der durch „Endstation Rechts“ ohnehin zu einem Feindbild in Neonazi-Kreisen avanciert ist, sieht dem Prozess gelassen entgegen: „Mit unseren Parodie-Shirts ahmen wir Thor Steinar nicht nach, sondern machen Satire“, erklärt er gegenüber der AZ. Es gebe „keine Verwechslungsgefahr“ mit Thor-Steinar-Produkten, die durch Reminiszenzen an Kolonialismus und nordische Mythologie auffallen. Außerdem, so Brodkorb, verfolge man mit „Storch Heinar“ keine kommerziellen Ziele. Es gehe um politische Arbeit: „Alles Geld fließt direkt in das Projekt ,Endstation rechts’.“
Auch in Nürnberg geht der Kampf gegen Mediatex und ihre Produkte in die nächste Runde: Der „Thor Steinar“-Laden „Tønsberg“ in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße wird am kommenden Dienstag, 20 . April – dem Geburtstag Adolf Hitlers – von einem Demonstrationszug angesteuert. Im Anschluss an das Fest „Anbandeln gegen Rechts“ an der Klarakirche organisiert die Gewerkschaft ver.di dann ab 16 Uhr die Protest-Aktion.
Steffen Windschall
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