Gequälte Fohlen im Glück

Die Laufer Polizei hatte 16 junge Hengste vor einem skrupellosem Tierhändler gerettet
Peter Budig |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Tierliebhaberin Marga Sperber mit ihren umsorgten Junghengsten Joschi (links) und Kari.
Tierliebhaberin Marga Sperber mit ihren umsorgten Junghengsten Joschi (links) und Kari.

LAUF/NEUNHOF Dies ist eine Geschichte von skrupelloser Gier – und von selbstloser Hilfsbereitschaft. Der Polizeibericht der Inspektion Feucht vermeldet für die Nacht des 6. September 2010 die Beobachtung eines Zeugen, die zu zwei windigen Transportern auf dem Parkplatz Ludergraben beim Autobahnkreuz Altdorf führte. Insgesamt 16 Fohlen waren in den Lieferwagen. Ungarische Pferdehändler wollten sie in ihrer Heimat verkaufen. Die Tiere stammten vom Pferdemarkt in Holland, und sie waren sehr jung. Zweieinhalb Monate nach der Geburt, viel zu früh, müssen sie von ihren Müttern gewaltsam getrennt worden sein (sechs Monate sind das Minimum).

Der Schock, plötzlich am Markt zu stehen und dann zusammengepfercht in einen Kleinstlaster, fast ohne Luft – es war ein Bild des Jammers, das sich der Laufer Veterinärin Dr. Elke Spengler-Wieber morgens um zwei bot: „Die 16 Fohlen hatten kein Gesundheitszeugnis, waren völlig verschreckt. Nur in Zusammenarbeit mit dem Diepersdorfer Pferdefreund Hans Lehner konnten schnell und unbürokratisch Koppelplätze gefunden werden.“ Der Befund bei Tageslicht war nicht erfreulicher, wie sich die Amtstierärztin erinnert: „Die Tiere waren traumatisiert, sie hatten eitrige Nüstern.“ Die ungarischen Pferdehändler erhielten hohe Geldstrafen und mussten ihre Tiere in Franken lassen. Pferdebauer Lehner besorgte Koppelplätze – und nach einer Weile neue Besitzer. Sie durften nicht auf ein „gutes Geschäft“ hoffen, zu Ungewiss war der Zustand der Tiere.

Eines der Tiere rastete aus

Die Abendzeitung besuchte diese Woche eine Pferdehofbesitzerin, die zwei gequälten Fohlen aufnahm. Marga Sperber bewirtschaftet mit ihrer Tochter Christine seit 16 Jahren den Hof in Neunhof bei Lauf. Diese Woche hatte sie, nach Wochen der Arbeit mit den Tieren, nach zahllosen Tierarztbesuchen, nach mühsamer Pflege, Spaziergängen, einen großen Tag: Die jungen Hengste, der schwarze Friese Joschi und Kari, ein dunkelbraunes holländisches Warmblut, sollten erstmals auf die Koppel. Pferde sind Herden- und Fluchttiere. Der Augenblick, wenn Fohlen erstmals in den geordneten Verbund einer Gruppe kommen, ist immer spannend. Auf Marga Sperbers Koppel standen am Dienstag zwei erfahrene Wallache, der riesenhafte Shire-Mischling Vamos und der agile Araber Sameer.

Marga und Christine Sperber führten die knapp einjährigen Hengste vorsichtig auf die Koppel, wo bislang Sameer Chef war. Als die drei sich friedlich beschnupperten, waren alle beruhigt. Doch urplötzlich kam Vamos in Fahrt, griff die Neuankömmlinge an, legte seine Ohren wütend an – ein erschreckender Anblick. Der Versuch musste an diesem Tag abgebrochen werden. Marga Sperber bleibt trotzdem gelassen: „So unberechenbar sind Pferde. Man weiß es vorher im Grunde nie.“

Ein schöneres Leben aber, so viel ist klar, haben sie hier ganz sicher.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.