Genial gegen die Dummheit
NÜRNBERG - Die Erste Allgemeine Verunsicherung begeistert altersböse in der Nürnberger Meistersingerhalle
Auf der Suche nach den „Neuen Helden“ geben sich die zumindest äußerlich etwas älteren Helden äußerst vital und bösartig: „Dummheit an die Macht“ fordert Klaus Eberhartinger, der ewig blonde Sänger der Ersten Allgemeinen Verunsicherung (EAV) gleich zu Beginn in der gut gefüllten Meistersingerhalle. Wo der „Burli“ auf die vereinigte Verblödung (nicht nur) der Volksvertreter trifft, und die grobe Kelle feinsinnig geschwungen wird, da ist die EAV zuhause – und nimmt ihr Publikum mit. Begeisterungsstürme und Standing Ovations nach 150 Minuten.
Die in ihrer Wucht beeindruckend waren – und im Publikum befremdliches Schunkeln auslöste: Entrücktes Musikantenstadl-Mitklatschen zu Texten wie „Die Dummheit, die tut weh, nur dass sie keiner spürt“. Offensichtlicher Glaubens-Vorsatz: Damit meinen die doch nicht mich! Nur: Zu bösartig dürfen sie nicht werden, die österreichischen Urgesteine des Dada-Humors an der Grenze zum linken Kabarett. Als Eberhartinger ganz ungeniert auf den Papst und seine pädophilen Priester eindrischt, herrscht bedrückte Stille. Die der geniale Conferencier prompt kommentiert: „Verstehe ich, dass ihr betroffen seid. Ihr seid schließlich Papst, wir nur Gouvernator.“
Im 29. Jahr des Bestehens bleibt bei konstant mäßiger Musik-Leistung ist die Lust an der gereimten Wort-Watschn groß, bei der sechsköpfigen Truppe. Eberhartinger als bald 60-jähriger Fixstern parliert im schönsten Alpen-Slang durch die Absurditäten der Gegenwart, die einem bei der Heldensuche so begegnen, während Texter und Songwriter Thomas Spitzer an der Spitze der Rettungstruppe in Sachen Humor-Musik sich durch seine Soli grimassiert.
Häme und Spott gibt es gleich kübelweise auf „Esoterroristen“, Politiker, Banker und eben jene „Neuen Helden“: die Fernsehköche („Und hast Du grad ein Karriereloch, werde Szenetussi oder Fernsehkoch“). Da werden auch gleich die EAV-Gassenhauer selbstironisch durch den Wortküchen-Mixer gejagt: Heraus kommt „Drei weiße Tauben machen Guru-guru und sind geschnetzelt im nu“ , sowie die Erkenntnis zur asiatischen Küche, dass zu jedem Topf „ein Dackel“ gehört. Am Ende (nach einem bejubelten Zugaben-Medley der Best-Of-Hits) bleibt die Aussage, dass die Welt ein schöner Ort wäre – ohne Menschen. Aber es gibt Hoffnung: Dumdideldei, alles geht einmal vorbei. M. Mai
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