Gefängnis-Chefarzt und Pfleger angeklagt

Durch verspätete Hilfeleistung ließen sie einen Häftling in der Zelle verbluten
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Im Nürnberger Gefängnis verblutete ein junger Armenier in seiner Zelle.
B. Meyer Im Nürnberger Gefängnis verblutete ein junger Armenier in seiner Zelle.

Durch verspätete Hilfeleistung ließen sie einen Häftling in der Zelle verbluten

NÜRNBERG David Sargarian (23) verblutete in seiner Zelle, weil sich Bedienstete in der Nürnberger Justizvollzugsanstalt (JVA) zu spät und zu nachlässig um ihn kümmerten (AZ berichtete). Wegen fahrlässiger Tötung durch unterlassene Hilfeleistung wurde jetzt nicht nur der Chefarzt der JVA, Kurt P. (60) angeklagt. Sondern auch ein Pfleger, der Bereitschaftsdienst hatte.

Der Mediziner wurde inzwischen vom Dienst freigestellt. „Der Krankenpfleger ist bereits Ende 2008 durch Auflösungsvertrag aus dem Dienst ausgeschieden“, erklärte Hans Welzel, Leiter der Nürnberger JVA, gestern auf Anfrage.

Rückblick: Der Armenier David Sargarian saß wegen angeblicher Beteilung an einem Raubüberfall seit fünf Monaten in Nürnberger U-Haft. Ein Haftprüfungstermin stand am 15. Juli 2008 an. Doch der wurde vom Anwalt abgesagt, was den Armenier in Verzweiflung stürzte. Er hatte gehofft, freizukommen.

In einem Abschiedsbrief soll er alle Schuld auf sich genommen haben. Dann brachte er sich in der Nacht mit einer Rasierklinge tiefe Schnitte an Handgelenken und Ellenbeugen bei. Um 2.40 Uhr drückte er den Notruf.

Erst nach 20 Minuten traf der Krankenpfleger in der blutdurchtränkten Zelle ein. Um 3.10 Uhr rief er den Chefarzt zuhause an. Kurt P. riet, die Wunden zu klammern. Da hatte der Armenier schon zwei Liter Blut (sechs Liter sind im Körper) verloren. Erst nach weiteren knapp 30 Minuten wurde ein Notarzt alarmiert. Der traf um 3.51 Uhr ein und stellte den Tod fest.

Der Notarzt hätte sofort verständigt werden müssen, um Infusionen zu geben, stellte ein Gutachter fest. Dann hätte Sargarian eine Überlebenschance gehabt. Auch hätte der JVA-Arzt den Mann selbst anschauen müssen. Im demnächst stattfindenden Prozess am Amtsgericht sind 13 Zeugen aufgeboten. cis

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