Gab es in Bayern einen Steinzeit-Vulkan?

Behalten die Geologen recht, wäre es eine Sensation. Bislang glaubten sie, dass in Bayern zuletzt vor 20 Millionen Jahren Vulkane ausgebrochen sind. Nun vermuten die Experten, dass es eine solche Eruption in der Steinzeit vor 200 000 Jahren gab.
dpa |
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Der leitende Regierungsdirektor des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Roland Eichhorn (l), und Regierungsdirektor Johann Rohrmüller.
dpa Der leitende Regierungsdirektor des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Roland Eichhorn (l), und Regierungsdirektor Johann Rohrmüller.

Neualbenreuth - Auf den ersten Blick deutet in dem Nadelwald in der nördlichen Oberpfalz nichts auf einen Vulkan hin. Dicht stehen die Bäume aneinander, Entwässerungsgräben fließen in dem sumpfigen Gebiet ab, von einem typischen Vulkantrichter keine Spur. Und doch soll sich in dem Wald in Neualbenreuth nahe der Grenze zu Tschechien vor 200 000 Jahren der jüngste Vulkanausbruch Bayerns ereignet haben. Für Geologen wäre dies eine Sensation.

"Bisher dachten wir, dass es die letzte vulkanische Aktivität in Bayern vor etwa 20 Millionen Jahren gab. Jetzt haben wir deutliche Indizien, dass es noch in der Steinzeit einen Vulkanausbruch gegeben hat", sagt am Donnerstag der Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt (LfU), Roland Eichhorn.

Er steht neben dem sechs Meter hohen Bohrturm, der Kunststoffrohre bis zu 100 Meter tief in die Erde treibt. Die ans Licht geförderten Ablagerungen aus Gestein, Erdschichten und Pflanzen sollen Beweise für die Theorie der Geologen bringen.

"Wie mit einer Zeitmaschine können wir so in die Steinzeit zurückreisen", erklärt der Geologe. Neben den Bestimmungen zum Vulkanausbruch erhoffen sich die Experten Erkenntnisse über die Klima- und Vegetationsgeschichte der Oberpfalz.

Bei routinemäßigen Untersuchungen in dem Waldgebiet entdeckten die Geologen eine kreisrunde Struktur mit einem Durchmesser von etwa 300 Metern. "Etwa 1000 Grad heiße Lava traf auf kaltes Grundwasser, löste so eine heftige Explosion aus und sprengte den Boden weg", vermutet Eichhorn. Er vergleicht das Phänomen mit einer Champagnerflasche, die heftig geschüttelt wird, bis der Korken unter dem Druck hinausgesprengt wird.

"Es hat gewaltig gerumst, und die damaligen Jäger und Sammler in der Steinzeit müssen dies mitbekommen haben", ist er überzeugt. Funde von Faustkeilen belegen, dass Steinzeitmenschen durch das Gebiet gestreift waren. Im Laufe der Zeit wurde der trichterförmige Krater durch Ablagerungen aufgefüllt. Daher ist von dem Krater heute für Laien eigentlich nichts mehr zu sehen.

Glänzende Augen hat an diesem Morgen der Bürgermeister von Neualbenreuth, Klaus Meyer (CSU). Es gebe bereits ehemalige Vulkane in diesem geologisch ohnehin interessanten Gebiet sowie Radon- und kohlensäurehaltiges Wasser. "Wenn aber wirklich hier der jüngste Vulkanausbruch Bayerns war, dann ist das eine Sensation", betont Meyer. Das Gebiet soll touristisch erschlossen werden. Er erwartet einen Schub für den Fremdenverkehr.

Seit einigen Jahren führen bereits Geopark-Rancher Touristen und Experten durch das vulkanreiche Gebiet im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet. "Wir erzählen den Menschen mit Hilfe von Sagen und historischen Fakten die Geschichte der Region", sagt Sonja Schmid. Mit der Nachricht des jüngsten Vulkanausbruchs könnte sie eine Geschichte mehr anbieten.

Etwa zwei Wochen sollen die Bohrungen andauern. "Dann wissen wir zuverlässig, ob hier ein Vulkan vor 200 000 Jahren ausgebrochen ist", sagt der Geologe Johann Rohrmüller vom LfU. Bei der Auswertung der Gesteinsschichten und Pflanzen sollen Forscher mehrerer Universitäten helfen. Die genauen Ergebnisse werden aber wohl noch ein bis zwei Jahre dauern.

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