Fürther U-Bahn-Schläger: 10 Jahre Knast?

René D. attackierte einen hilflosen Mann (34) im Verteilergeschoss. Jetzt ist er wegen Totschlags-Versuch angeklagt.
von  Abendzeitung
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Illustration © Berny Meyer

René D. attackierte einen hilflosen Mann (34) im Verteilergeschoss. Jetzt ist er wegen Totschlags-Versuch angeklagt.

NÜRNBERG/FÜRTH Werden die U-Bahnhöfe immer mehr zum Ort des Verbrechens? Fünf Monate, nachdem ein 15-Jähriger einen Betrunkenen in der Fürther Station Klinikum fast zu Tode trat, wurde der Hauptschüler jetzt wegen versuchten Totschlag vor der Nürnberger Jugendkammer angeklagt.

„Ich bin da völlig ausgeflippt“, erklärte René D. nur lapidar bei der Festnahme.

Der Junge döste am frühen Morgen des 30. August 2008 auf einer Bank in der U-Bahnstation Klinikum in Fürth. „Wie geht’s dir, was hast du?“ wandte sich ein anderer Fahrgast (34) hilfsbereit an den Jungen. Der schoss hoch und schlug sofort auf den stark betrunkenen Fremden ein. Der arbeitslose Hausmeister Wilhelm K. aus dem Schwabenland flüchtete auf die Rolltreppe, doch René folgte ihm, verprügelte ihn im Zwischengeschoss vor einem Fahrkarten-Automaten.

Verteidiger: „Der hat ihn provoziert“

Der Karate gestählte Schüler trat noch auf den hilflosen Mann ein, als der schon bewusstlos vor ihm am Boden lag, das Gesicht zertrümmert. Deshalb nahm René laut Anklage auch den Tod des Mannes in Kauf.

„Der hat ihn provoziert“, hatte Reinhard Debernitz, Renés Anwalt behauptet. Doch was zeigen die Aufnahmen der Überwachungskamera, die das ganze Geschehen aufzeichnete? Hingeschaut hat keiner der Zuständigen an den Monitoren, als es passierte. Doch immerhin konnte der polizeibekannte Schüler durch den Film gefasst werden.

Am Abend des Tattages klickten die Handschellen auf der Kirchweih in Unterfürberg – als René anstand, um sich eine Maß Bier zu holen. Vor der Attacke im U-Bahnhof will er eine Flasche Wodka getrunken haben.

Sein Opfer lag über vier Wochen in einer Fachklinik, ist auf dem Weg der Besserung, braucht eine Therapie gegen Angstattacken.

Der Prozess – mit 18 Zeugen und drei Gutachtern – soll im April stattfinden. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weil René noch nicht 18 ist. Ihm drohen maximal zehn Jahre Jugendstrafe. cis

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