Fürther Stadtpark-Baby: Sein „Finder“ war der Bruder!
Eine Lüge als Ausweg: Die verzweifelte Mutter wies ihren älteren Sohn an, das Neugeborene wegzubringen. Der 21-Jährige lieferte es gleich im Klinikum ab.
FÜRTH Der Krimi vom ausgesetzten Baby im Fürther Stadtpark entpuppt sich als Lüge! Der junge Mann, der das Mädchen am Sonntag gefunden haben will, war nie im Stadtpark. Er hat das Neugeborene sofort ins Klinikum Fürth gebracht. Er tat es, um der Mutter des Babys zu helfen – die gleichzeitig auch seine Mutter ist. Der 21-Jährige hat seine eigene Schwester „abgegeben“. Die Wende ist überraschend. Es waren die Mutter – sie ist über 40 – und ihr Sohn (21), die diese Räuberpistole ausheckten.
Dass die Mutter ihr Kind abgab, kann nicht an mangelnder Liebe und Fürsorge gelegen haben. „Die Frau hat in einem gutbürgerlichen Zuhause bereits vier Kinder großgezogen“, so Jugendamts-Chef Peter Modschiedler. Das Jüngste war schon ein Nachzügler. Wie die AZ erfahren hat, ist diese Schwangerschaft auch erst in den letzten Wochen öffentlich geworden.
Die berufstätige Frau war noch in der Elternzeit, als sie mit dem fünften Kind schwanger war. Welche Gedanken quälten diese Frau? Eine Abtreibung kam wohl nicht in Frage. Vielleicht verheimlichte sie die Schwangerschaft aus Angst um den Job. Vier Kinder, fortgeschrittenes Alter, geschieden, Geld, Zukunftsangst – waren das die Aspekte, die sie zu diesem Plan bewegte? Am Sonntag gebar sie das Kind in ihrer Fürther Wohnung. Sie nabelte es ab, wickelte es in Decken, legte es in eine blaue Nylontasche.
„Sie wollte, dass es dem Kind gut geht"
Dann befolgte der 21-Jährige Sohn diesen Plan: Er sei, sagte er der Polizei, durch den Stadtpark auf dem Weg zu seiner Mutter gewesen. Er habe ein Wimmern gehört, das Baby entdeckt und sofort ins Klinikum gebracht. Das machte die Ermittler schon am Anfang stutzig: Andere würden die Polizei rufen. Sie klopften den „Finder“ und dessen Familie ab. Schließlich wurde die Mutter zur Speichelprobe gebeten.
Sie wusste, dass sie auffliegen würde, setzte sich mit ihrem Sohn in eine mittelbayerische Stadt ab, wo sie jetzt von der Polizei ausfindig gemacht wurde. Nach der Vernehmung wusste die Kripo, dass für das kleine Mädchen nie Gefahr bestand: Der Sohn hatte das Kind sofort ins Klinikum gebracht.
Peter Modschiedler: „Sie wollte, dass es dem Kind gut geht, so wie sie sich auch gut um ihre anderen Kinder gekümmert hat. Sie kann das Kind zur Adoption frei geben. Aber sie hat auch acht Wochen Zeit zu überlegen: Sollte sie sich für das Kind entscheiden, wird das Jugendamt kontrollieren.“
Modschiedler sieht vor allem die große Not der Frau: „Sie wird psychologisch betreut.“ Auch das Jugendamt helfe: „Es gibt mehrere Frauen in solchen Notlagen. Das Jugendamt ist im Vorfeld dazu da, mit den Müttern gemeinsam eine Lösung zu finden.“ Für das Amt fängt die Arbeit jetzt an. Für die Polizei ist sie fast erledigt: Es geht jetzt nur noch um das Vortäuschen einer Straftat.
S. Will