Fürther Militär-Trainer nimmt Ihnen die U-Bahn-Angst!
NÜRNBERG/FÜRTH - Florian Lahner (35) ist einer der gefragtesten „Tactical Instructors“ und trainiert weltweit Spezialeinheiten von Armee und Polizei. Jetzt widmet er sich der Ausbildung von Laien
„Und jetzt machst du bum bum bum, und dann das Knie hochziehen, genau zwischen seine Beine!“ Klare Ansage. Wenn Fürther und Nürnberger Hausfrauen, Schülerinnen und Versicherungsvertreter zu gnadenlosen Kampfmaschinen mutieren, ist das nicht selten der Verdienst von Florian Lahner.
Der 35-Jährige hat sich einen Ruf erarbeitet: den als einer der gewieftesten europäischen „Tactical Instructors“. Er bildet weltweit Polizei- und Militär-Spezialeinheiten im Nahkampf und in Terrorismusbekämpfung aus. Sein geballtes Wissen – manifestiert in zig Auszeichnungen und Kampfsportgürteln – gibt er jetzt auch an Menschen weiter, die überhaupt nichts mit Uniformen und Waffen zu tun haben: ganz normale Bürger, die nachts auf dem Nachhauseweg oder in der U-Bahn Angst haben, einem Verbrechen zum Opfer zu fallen. Oder denen schon etwas passiert ist, und die nie mehr etwas Vergleichbares erleben wollen.
Anna (23) zum Beispiel. Die Studentin hatte vor einigen Monaten ein Schock-Erlebnis im Zug: „Auf einmal fing mein Sitz-Nachbar an, an meinen Schenkeln herumzufummeln.“ Und Anna wusste zunächst nicht, wie sie reagieren sollte: „Das kann doch nicht sein“, dachte sie sich. Minutenlang ließ sie die Sex-Attacke über sich ergehen, bis sie sich schließlich durchrang, den Mann im vollbesetzten Abteil zu bitten: „Könnten Sie vielleicht ein bisschen rutschen?“
Heute – nach dem Selbstverteidigungsseminar bei Florian Lahner – würde sie sicher anders reagieren. Das Wichtigste nämlich, trichterte Lahner seinen Schülern einen Nachmittag lang ein, sei in solchen Situationen: agieren und sich nicht nur irgendwie wehren. „Wenn dich jemand in der U-Bahn anmacht, dein Geld oder dein Handy will, sagst du: Hör auf! Oder: Bis hierhin und nicht weiter!“ Dem Gegenüber unmissverständlich klarmachen, wo die eigenen Grenzen sind. Und – sollten sie überschritten werden – dann auch handeln.
„Natürlich ist es im Zweifelsfall besser, einem Räuber sein Geld oder sein Telefon zu geben, statt sich auf eine körperliche Auseinandersetzung einzulassen“, sagt Lahner. Wenn aber Leib und Leben in Gefahr sind, sollte es durchaus „bum bum bum“ machen. Und zwar: „Immer auf die Nase, mit der flachen Hand.“ Wenn der Angreifer erstmal angeschlagen ist, hilft noch ein beherzter Tritt in die Weichteile. Und dann: Nix wie weg!
Leichter gesagt als getan: Die Übungen in der Turnhalle der Fürther Friedrich-Ebert-Schule machen Spaß, keine Frage. Mark (30) und Werner (26) – zwei Kampfsport-Freunde von Lahner, dem Jiu-Jitsu-Champ, geben die „Dummies“. Dick vermummt mit Oberkörper- und Genital-Schutz sowie Polsterhelm lassen sie sich von den rund 20 Teilnehmern des Seminars vermöbeln. Das eigentliche Problem: Die eigene Hemmschwelle überwinden und im Fall des Falles einfach drauflosprügeln. „Man muss solche Situationen immer wieder durchspielen“, empfiehlt Lahner. Zuhause, eventuell unter Zuhilfenahme eines Sandsacks oder eines Balls.
Die Teilnehmer wollen’s beherzigen, und Lahner will sein Angebot für Laien ausweiten: „Mir macht das hier mehr Spaß als die Arbeit mit Profis“, gesteht er. Denn eigentlich ist der Kampfsportler und Autor des neuen Buchs „Verteidigung mit dem Messer“ (29,90 Euro) ein ganz friedlicher Zeitgenosse, hatte vorm Medizinstudium gar den Wehrdienst verweigert. Aber eines sollten seine Feinde – der Terrorismus-Experte gilt laut BKA als „gefährdete Person“ – wissen: „Wenn ich Gewalt anwende, dann richtig.“
Mehr Infos zu Florian Lahner und seinen Selbstverteidigungskursen gibt es hier
Steffen Windschall
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