Fünf Jahre nach dem Werks-Aus: Bei AEG wird wieder gestreikt

NÜRNBERG Barrikaden versperrten den Weg ins Werk, Feuertonnen brannten – Ende 2005 kämpften hunderte AEG-Mitarbeiter monatelang um ihre Jobs – vergeblich. Der Stockholmer Konzern Electrolux machte das AEG-Stammwerk in der Muggenhofer Straße dicht. Die Produktion wurde nach Polen verlegt und 1700 Menschen verloren damals ihren Arbeitsplatz. In Nürnberg blieb nur eine Restbelegschaft zurück.
Am Dienstag – fünf Jahre nach dem Dauerstreik – legen die verbliebenen 590 Electrolux-Mitarbeiter erneut ihre Arbeit nieder. Damit wollen sie eine Anhebung ihrer Löhne und Gehälter durchsetzen. „Aufgrund der wirtschaftlichen Situation von Electrolux verzichten die Angestellten seit fünf Jahren auf Geld”, so Rudi Lutz von der IG Metall Nürnberg.
Die Forderung: ein Lohn-Plus von 6,9 Prozent
Aber die Krise ist überstanden. Heute geht es dem schwedischen Hausgeräte-Hersteller wieder gut: Erst von wenigen Tagen veröffentlichte Electrolux einen Rekordgewinn von 450 Millionen Euro. Trotzdem verdienen die Nürnberger Electrolux-Mitarbeiter weniger als der Tarif vorsieht. Um auf das Niveau des Flächentarifs zu kommen, fordern sie nun ein Lohn-Plus von 6,9 Prozent.
Bei Electrolux ist man angesichts des geplanten Streiks überrascht. Werksleiter Johann Reindl: „Electrolux ist gewillt, den Beitrag aller Mitarbeiter für die erfolgreiche Entwicklung in den letzten beiden Jahren in einem verantwortungsbewussten Rahmen zu honorieren.” Und so bietet man den Mitarbeitern von der Arbeitgeberseite ein Plus von 4,3 Prozent an.
Zu wenig in den Augen der IG Metall. „Selbst nach einer Erhöhung um 6,9 Prozent wären die Lohnkosten immer noch günstiger als die der deutschen Mitbewerber”, sagt Lutz. Denn die Electrolux-Mitarbeiter müssen für dieses Geld jede Woche drei Stunden länger arbeiten als ihre Kollegen bei Bosch oder Miele. dpa/azn