Führen vier unheimliche Briefe zu ihrem Mörder?

Brachte der Mörder von Heiderose Berchner noch mehr Mädchen um? Dank der Schriftstücke hat die Kripo DNA und Fingerabdrücke des Täters
von  Abendzeitung
Werden die Morde an Lydia Schürmann (13, o.) und Heiderose Berchner (29, r.) bald geklärt? Die Kripo ist dem Täter auf der Spur und hofft auf Hinweise (www.polizei-bielefeld.de oder 0911/2112-3333)
Werden die Morde an Lydia Schürmann (13, o.) und Heiderose Berchner (29, r.) bald geklärt? Die Kripo ist dem Täter auf der Spur und hofft auf Hinweise (www.polizei-bielefeld.de oder 0911/2112-3333) © Bayernpress

Brachte der Mörder von Heiderose Berchner noch mehr Mädchen um? Dank der Schriftstücke hat die Kripo DNA und Fingerabdrücke des Täters

NÜRNBERG Das Leben von Heiderose Berchner (29) war kurz und traurig: Als Mädchen verlor sie ihre Eltern, wuchs in Heimen auf. Mit 18 zog die Ostberlinerin 1958 nach Nürnberg – und landete auf dem Straßenstrich. Am 1. März 1970 wurde ihre verkohlte Leiche gefunden. Ihr Mörder hatte sie erschlagen, im Gesicht und am Hals fanden sich 17 Stiche. Hunderte von Spuren führten ins Nichts. Bringen 38 Jahre später mysteriöse Briefe die Fahnder weiter? Vermutlich hat der Absender noch mindestens einen zweiten Mord begangen. Auch in „Aktenzeichen xy ungelöst“ wurde gestern gefahndet.

„Somit können die Akten geschlossen werden. Ich danke für Ihr Verständnis“ – so endete der erste Brief, der im November 2005 bei der Nürnberger Kripo ankam. Der Schreiber gab sich als Bekannter des Täters aus. Der habe ihm die Tat vor Jahren gestanden und sei inzwischen an Krebs gestorben. Doch statt den Fall abzuschließen, rollte Kriminalhauptkommissar Dieter Ebenhöch ihn wieder auf.

Die Az als Hilfe

Im Juli 2006 stutzte der Beamte bei der Lektüre der AZ: Zu einem Bericht über ein postalisches Geständnis über einen ungelösten Mord in Bielefeld war der Brief abgebildet.

„Ich bin kein Graphologe – aber die Schrift war identisch mit der auf dem Kuvert, in dem der computergeschriebene Brief an uns lag“, so Ebenhöch. Er kontaktierte die Kollegen in Bielefeld. Wenig später stand fest: Es war derselbe Schreiber – es ging um den Mord an der Anhalterin Lydia Schürmann (13) aus der Nähe von Bielefeld 1962. „Der Autor erklärt, er habe ein Mädchen getötet, sei jetzt alt und krank, halte Rückschau auf sein Leben. Er habe es nicht geschafft, sich zu stellen und Angst vor dem Gefängnis.“

Dem Möderer auf der Spur

Der dritte Brief kam im Januar 2007 im Saarland an, wieder geht es um den Mord an Lydia. Er könne helfen, falls er noch nicht geklärt sein sollte, bot der Unbekannte an. Fünf Monate später das nächste anonyme Schreiben, diesmal an die Gemeinde Weiskirchen im Saarland: „Diesmal bedroht der Autor eine Person mit dem Tod“, so Ebenhöch.

Die Ermittler sind sich sicher, dass alle vier Briefe – sie wurden im Saarland aufgegeben – von einem Mann geschrieben wurden: „Er hat zwar aus verschiedenen Perspektiven geschrieben und die Schrift verstellt“, sagt Ebenhöch. Doch mehrere graphologische und linguistische Gutachten gehen vom gleichen Autor aus. Außerdem wurden Fingerabdrücke sichergestellt. Sicher ist auch, dass der Mann, der mindestens 64 Jahre alt ist, mit dem Mord an Heiderose Berchner zu tun hatte: Die DNA auf dem Nürnberger Brief ist identisch mit Spuren, die bei der Toten gefunden wurden. „Vielleicht gehen auf sein Konto noch mehr ungeklärte Morde mit mädchenhaften Opfern", sagt der Ermittler. Jetzt sucht die Polizei nach einem Mann, der wohl in der edlen Wohngegend Hochwald im Saarland wohnt und – weil er viel unterwegs gewesen sein muss – als Geschäftsmann Bezüge zum Speditionsgewerbe hatte. der Fahnder: „Wir sind ihm schon sehr nahe.“

A. Uhrig

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.