Frost und Trockenheit - Bayerns Christbäume im Stress

In wenigen Monaten machen sich die Bayern wieder Gedanken darüber, welcher Christbaum es heuer denn sein darf. Die Anbauer blicken derweil ein paar Jahre weiter - und auf die Preise.
von  dpa
Gerade Jungpflanzen brauchen regelmäßig Wasser. (Archivbild)
Gerade Jungpflanzen brauchen regelmäßig Wasser. (Archivbild) © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Weihnachten kommt unaufhaltsam: In wenigen Monaten werden für die Menschen in Bayern wieder genug Christbäume auf dem Markt sein - wenn auch zu etwas höheren Preisen. Doch was ist in einigen Jahren? Wassermangel, zu wenige Nährstoffe und Spätfröste setzen jungen und alten Pflanzen immer mehr zu. 

Auch in diesem Jahr verläuft es alles andere als rosig für die Anbauer, wie Thomas Emslander vom Verein Bayerische Christbaumanbauer sagt. "Die Schäden durch den Frost im Mai sind teilweise erheblich in den verschiedenen Betrieben." Vor allem die beliebten Nordmanntannen hätten gelitten, das Wachstum auch bereits verkaufsfertiger Bäume sei beeinträchtigt worden. "Der neue Trieb ist kaputt." Jüngere Bäume würden in ihrer Entwicklung ein, zwei Jahre zurückgeworfen, erläutert Emslander.

Bewässerung kaum möglich

Marina Kippes und ihre Familie bauen seit den 80er Jahren Weihnachtsbäume an - unter anderem im Gramschatzer Wald nördlich von Würzburg. "Durch die extreme Trockenheit ist es immer schwieriger geworden, vor allem mit der Neupflanzung", sagt sie. 

"Daher sind wir von der Frühjahrspflanzung auf die Herbstpflanzung übergegangen, um die feuchteren Böden im Herbst und Winter zu nutzen." Das Bewässern von Jungpflanzen sei auf dem Areal im Gramschatzer Wald nicht möglich, weil Pflanzen verschiedenen Alters zusammenstünden. "Aus meiner Sicht bringt es nichts, sich mit einer Gießkanne hinzustellen. Das sind Tropfen auf einem heißen Stein."

Bis zu 40 Prozent Verlust

In diesem Jahr seien dort 30 bis 40 Prozent ihrer jungen Pflanzen vertrocknet, sagt Kippes. "Die werden komplett braun und dürr. Da hilft es dann auch nichts mehr, wenn es regnet. Was einmal tot ist, wird leider nicht mehr lebendig."

In diesem Jahr würden die Verbraucher davon noch nichts spüren. Aber in fünf, sechs, sieben Jahren und später, wenn dann womöglich weniger heimische Bäume als gewohnt auf dem Markt seien als derzeit. 

Bei ihren Kulturen im unterfränkischen Mittelsinn an der bayerisch-hessischen Landesgrenze hingegen setzt Kippes nach einem Totalverlust durch Trockenheit im Jahr 2022 seither auf Tröpfchenbewässerung aus Schläuchen bei den Jungpflanzen.

Genug Bäume

Auch Uwe Klug, ebenfalls Weihnachtsbaumproduzent in Mittelsinn, sieht zunehmend Probleme. "In gewissen Lagen wird es mit dem Klimawandel schwieriger, Bäume zu kultivieren. Auf anderen Lagen geht es vielleicht weiterhin." 

Der Frost habe nicht nur den Bäumen in Bayern zugesetzt - sondern nahezu alle Produzenten zwischen Dänemark und den Alpen getroffen. Die Verluste liegen nach seinen Informationen europaweit bei etwa zehn Prozent. 

"Es wird jeder wieder einen Weihnachtsbaum kriegen, der einen will", versichert Klug. "Aber das Angebot ist einfach begrenzt. Das heißt, es wird sich am Preis ein bisschen was tun."

Meterpreise leicht erhöht 

Der Meter Christbaum wird Emslander zufolge heuer knapp einen Euro mehr kosten als im Vorjahr. Gründe seien unter anderem der gestiegene Mindestlohn und höhere Energiekosten. Bei einem Meter Nordmanntanne sei man dann bei 23 bis 30 Euro, je nach Qualität. 

Die Blaufichte ist laut Emslander deutlich günstiger - 15 bis 19 Euro für einen Meter.

Vier Millionen Christbäume

Im Freistaat werden nach Angaben des Forstministeriums jährlich rund vier Millionen Christbäume verkauft, die meisten stammen aus eigens dafür angelegten Kulturen. Rund 400 Anbauer sind registriert. Am beliebtesten bei den Kunden ist die Nordmanntanne, dahinter folgt die Blaufichte.

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