Fronleichnam - katholischer Feiertag mit viel Prunk

Fronleichnam erinnert an vergangene Zeiten, als die katholische Kirche sich in barockem Prunk sonnte, als Mitgliederschwund und Personalmangel noch kein Thema waren: Mit großen Prozessionen hat die katholische Kirche diesen Tag gefeiert, der in Bayern auch ein gesetzlicher Feiertag ist. Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, sprach von einem Zeichen der Hoffnung.
An Fronleichnam verlassen Katholikinnen und Katholiken bewusst die Kirche und gehen in den öffentlichen Raum. Gefeiert wird das "Hochfest des Leibes und Blutes Christi" - und das bereits seit dem 13. Jahrhundert. Papst Urban IV. machte Fronleichnam 1264 zum offiziellen Fest. Die erste Prozession im heutigen Bayern dürfte es 1286 in Benediktbeuern gegeben haben.
Tausende Teilnehmer in München
In München zelebrierte Kardinal Marx die Fronleichnamsfeier auf dem Marienplatz. Zu dem Gottesdienst und der anschließenden Prozession seien mehr als 10.000 Menschen gekommen, teilte das Erzbischöfliche Ordinariat mit. Marx warnte vor Abschottung und erinnerte an das gemeinschaftliche Element der Eucharistie. Der Tisch, der in jeder Kirche aufgestellt werde, sei "ein Zeichen der Hoffnung, dass wir nur im Miteinander an einem Tisch einen Weg aus den Krisen heraus finden werden", sagte er.
Die aktuelle Nachrichtenlage sei geprägt von Leid, Krieg und Gewalt, so Marx. "Ich erlebe das als Zivilisationsrückschritt ungeheuerlichen Maßes." Er hoffe aber weiterhin darauf, dass "wir zur Vernunft finden und zu der Einsicht, dass wir eine Menschheitsfamilie sind". Diese Hoffnung sei "keine diffuse Hoffnung auf irgendeinen Gott in der Ferne, sondern auf eine Person. Gott ist konkret geworden, als Mensch und im Brot".
Marx sagte, Jesus habe im multikulturellen Galiläa seiner Zeit Menschen verschiedenster Hintergründe an einem Tisch empfangen - diese Botschaft gelte es auch mit der Fronleichnamsprozession zu setzen.
Fronleichnam mit langer Tradition auch in Bamberg
Eine sehr lange Tradition hat auch die Fronleichnamsprozession in Bamberg - inklusive genauer Ordnung: "Traditionell reihen sich in den Zug zahlreiche verschiedene Gruppen und Organisationen ein", heißt es vorab von der dortigen Pressestelle: "die Pfarreien mit ihren Geistlichen und den Ministranten, die Ritterorden, die Ordensfrauen, Mitglieder der Räte und Gremien, die Honoratioren aus Stadt und Landkreis Bamberg sowie die Bruderschaften, Innungen und Vereine, die das Erbe der Zünfte pflegen, darunter die Bamberger Gärtner und viele mehr". Mitgetragen wird bei der Prozession auch das Domkreuz - ein 600 Kilogramm schweres reich verziertes Reliquienkreuz.
Das die Gläubigen an diesem Tag bewusst aus den Kirchen herausgehen, bedeute auch immer: "Hallo, es gibt uns noch und wir sind hier", sagte der katholische Stadtdekan von Nürnberg, Andreas Lurz, der Deutschen Presse-Agentur. "An einem Tag wie Fronleichnam ist das ganz offensichtlich. Wenn Menschen stehen bleiben, schauen, hören, fasziniert oder irritiert sind, dann ist das ein Moment, den wir nicht unterschätzen dürfen."
In Nürnberg wurde das Fronleichnamsfest heuer an außergewöhnlicher Stelle gefeiert - und zwar zunächst mit einem katholischen Gottesdienst in der evangelischen Kirche St. Sebald.
Evangelisches Nürnberg, katholisches München?
Nach Einführung der Reformation in Nürnberg 1525 war die Stadt lange durch und durch protestantisch. Dass jetzt ein katholisches Fest in einer evangelischen Kirche gefeiert werde, zeige, "dass die Ökumene, die von manchen schon für tot erklärt wird, lebendig ist", sagte Lurz. "Mir zeigt dieser Gottesdienst, dass eine ökumenische Grundhaltung für katholische und evangelische Christen eine Selbstverständlichkeit geworden ist."
1810 waren in Nürnberg 85,5 Prozent der Bevölkerung evangelisch. Nach einer städtischen Erhebung aus dem Jahr 2023 sieht die Konfessionsverteilung in Bayerns zweitgrößter Stadt inzwischen so aus: 22,1 Prozent der Bürgerinnen und Bürger gehören der evangelischen Kirche an, 19,1 Prozent der katholischen. Damit sind mehr als die Hälfte der Einwohner keine Mitglieder der beiden großen christlichen Kirchen.
Diesen Trend gibt es auch in der Landeshauptstadt: Laut Stadt waren Ende 2024 23,7 Prozent der Menschen katholisch, knapp 9 Prozent evangelisch.