Fronleichnam - katholischer Feiertag mit viel Prunk

An Fronleichnam zeigt die katholische Kirche vielerorts Prunk und Pracht. Ein Aufflackern der alten Zeit ohne Mitgliederschwund und Personalnot? In Nürnberg wird an einem ungewöhnlichen Ort gefeiert.
von  dpa
An Fronleichnam wird es auch in München eine große Prozession durch die Innenstadt geben. (Archivbild)
An Fronleichnam wird es auch in München eine große Prozession durch die Innenstadt geben. (Archivbild) © Matthias Balk/dpa

Fronleichnam erinnert an die vergangenen Zeiten, als die katholische Kirche sich in barockem Prunk und Pracht sonnte, als Mitgliederschwund und Personalmangel noch kein Thema waren: Mit großen Prozessionen feiert die katholische Kirche am Donnerstag (19. Juni) diesen Tag, der auch ein gesetzlicher Feiertag ist. 

Zahlreiche Ministrantinnen und Ministranten sind dabei, Blumenteppiche, Heiligenfiguren, Fahnen dienen als Schmuck - und im Zentrum steht die Monstranz, ein kostbar geschmücktes Gefäß, in dem eine geweihte Hostie aufbewahrt wird. 

An Fronleichnam verlassen Katholikinnen und Katholiken bewusst die Kirche und gehen in den öffentlichen Raum. Das bedeute auch immer: "Hallo, es gibt uns noch und wir sind hier", sagte der katholische Stadtdekan von Nürnberg, Andreas Lurz, der Deutschen Presse-Agentur. "An einem Tag wie Fronleichnam ist das ganz offensichtlich. Wenn Menschen stehen bleiben, schauen, hören, fasziniert oder irritiert sind, dann ist das ein Moment, den wir nicht unterschätzen dürfen." 

Fronleichnam ist keine Demo

Gefeiert wird an Fronleichnam das "Hochfest des Leibes und Blutes Christi" - und das bereits seit dem 13. Jahrhundert. Papst Urban IV. machte Fronleichnam 1264 zum offiziellen Fest. Die erste Prozession im heutigen Bayern dürfte es 1286 in Benediktbeuern gegeben haben.

Zum Glück sei die Kirche in den vergangenen Jahrzehnten davon weggekommen, Fronleichnam als Demonstration zu feiern "oder vielleicht sogar zu missbrauchen", sagte der Stadtdekan. Man müsse damit niemanden etwas beweisen. Die liturgischen Formen sollten auch nicht instrumentalisiert werden, sagte Lurz weiter. "Das Wichtigste ist, dass wir als Katholiken dieses Geheimnis unseres Glaubens feiern, nämlich dass der Herr mit uns geht und „mittendrin“ ist."

In Nürnberg wird das Fronleichnamsfest heuer an außergewöhnlicher Stelle gefeiert - und zwar beginnt es mit einem katholischen Gottesdienst in der evangelischen Kirche St. Sebald.

Evangelisches Nürnberg, katholisches München?

"Es wird in der Feier ökumenische Zeichen geben. Der Pfarrer von St. Sebald wird eine der Lesungen vortragen und bei der Prozession vor dem Allerheiligsten das Evangelienbuch tragen", schilderte Lurz. 

Nach Einführung der Reformation in Nürnberg 1525 war die Stadt lange eine durch und durch protestantische Stadt. Dass jetzt ein katholisches Fest in einer evangelischen Kirche gefeiert werden könne, zeige, "dass die Ökumene, die von manchen schon für tot erklärt wird, lebendig ist", sagte Lurz. "Mir zeigt dieser Gottesdienst, dass eine ökumenische Grundhaltung für katholische und evangelische Christen eine Selbstverständlichkeit geworden ist."

1810 waren in Nürnberg 85,5 Prozent der Bevölkerung evangelisch. Nach einer städtischen Erhebung aus dem Jahr 2023 sieht die Konfessionsverteilung in Bayerns zweitgrößter Stadt inzwischen so aus: 22,1 Prozent der Bürgerinnen und Bürger gehören der evangelischen Kirche an, 19,1 Prozent der katholischen. Damit sind mehr als die Hälfte der Einwohner keine Mitglieder der beiden großen christlichen Kirchen.

Dieser Trend ist auch in der Landeshauptstadt München zu beobachten: Laut Stadt waren Ende 2024 23,7 Prozent der Menschen katholisch, knapp 9 Prozent evangelisch. 

Erste bayerische Prozession im 13. Jahrhundert

An Fronleichnam wird es jedoch auch in München eine große Prozession durch die Innenstadt geben: Wie das Ordinariat mitteilte, wird der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, zuvor einen Gottesdienst auf dem Marienplatz feiern. 

Eine sehr lange Tradition hat auch die Fronleichnamsprozession in Bamberg - inklusive genauer Ordnung: "Traditionell reihen sich in den Zug zahlreiche verschiedene Gruppen und Organisationen ein", heißt es vorab von der dortigen Pressestelle: "die Pfarreien mit ihren Geistlichen und den Ministranten, die Ritterorden, die Ordensfrauen, Mitglieder der Räte und Gremien, die Honoratioren aus Stadt und Landkreis Bamberg sowie die Bruderschaften, Innungen und Vereine, die das Erbe der Zünfte pflegen, darunter die traditionsreichen Bamberger Gärtner und viele mehr". Mitgetragen wird bei der Prozession auch das Domkreuz - ein 600 Kilogramm schweres reich verziertes Reliquienkreuz.

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