Frau Kaminski arbeitet seit 50 Jahren bei Wöhrl

Als 13-Jährige fing sie an – im nächsten April geht sie in den Ruhestand: „Wenn ich Rentnerin bin, werde ich die Arbeit sehr vermissen.“
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Ein halbes Jahrhundert bei Wöhrl: Roswitha Kaminski wird im Schlosshotel Reichenschwand von Vorstands-Chef Gerhard Wöhrl mit einer Medaille geehrt.
bayernpress Ein halbes Jahrhundert bei Wöhrl: Roswitha Kaminski wird im Schlosshotel Reichenschwand von Vorstands-Chef Gerhard Wöhrl mit einer Medaille geehrt.

NÜRNBERG - Als 13-Jährige fing sie an – im nächsten April geht sie in den Ruhestand: „Wenn ich Rentnerin bin, werde ich die Arbeit sehr vermissen.“

Im April 2010 geht Roswitha Kaminski in Rente. Dann ist sie 64 Jahre alt. Eigentlich nichts Besonderes. Dass sie dann aber 50 Jahre bei ein und demselben Arbeitgeber – erst dem Kaufhaus Weißer Turm, später Wöhrl – hinter sich hat, ist allerdings außergewöhnlich. 1959 – mit 13 Jahren – begann der Teenager Roswitha Kaminski aus Oberasbach die Lehre als Einzelhandelskauffrau beim Nürnberger Kaufhaus Weißer Turm. Schon damals machte ihr der Beruf Spaß – was die Note 1 im Abschlusszeugnis eindrucksvoll belegt. Aber auch über die Jahre ist der modeinteressierten Frau, die inzwischen in der Buchhaltung tätig ist, die Leidenschaft für ihren Job nie abhandengekommen. Und sie gibt offen zu: „Wenn ich in Rente gehe, werde ich die Arbeit wirklich sehr vermissen. Und natürlich mein monatliches Gehalt!“

Angst in ein tiefes Loch zu fallen, hat sie aber nicht: „Ich bin daheim gut aufgehoben“, sagt Roswitha Kaminski. „In unserem Haus lebe ja nicht nur ich – sondern auch mein Vater, meine Schwester mit ihrem Mann und mein Sohn mit seiner Frau und meinem Enkel.“ Und da wird der 64-Jährigen sicher nicht langweilig werden. Zudem will sie viel reisen. „Und zwar keine Erholungsreisen mehr wie bisher, sondern Studienreisen. Außerdem will ich Englisch lernen und meinem Vater in unserem Garten helfen“, erklärt sie ihre zukünftigen Aufgaben.

Der größte Einschnitt in all der Zeit bei Wöhrl war ihre Schwangerschaft 1975. „Ich wollte unbedingt Familie und Beruf unter einen Hut bringen – das war damals gar nicht so einfach“, erklärt sie. Nur den Mutterschutz – acht Wochen vor, sechs Wochen nach der Geburt – hat das „Arbeitstier“ daheim verbracht. „Dann mussten die Großmütter ran“, lacht sie und ergänzt sofort mit vollem Stolz: „Aus meinem Christian ist trotzdem ein ganz toller Mann geworden!“

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge wird Wöhrl-Personalvorstand Robert Rösch seine treue Mitarbeiterin Ende April 2010 endgültig nach Hause schicken. „Wenn Sie möchte, kann sie jederzeit wieder bei uns anfangen“, lobt er. Denn „Frau Kaminski hat unsere Erwartungen immer übererfüllt. Dieses hohe Maß an Treue und Loyalität – es wird schwer, eine Nachfolgerin zu finden.“ 35 Jahre arbeiten die beiden inzwischen schon zusammen. „Miteinander zu tun hatten wir allerdings nur dann, wenn ich einen Fehler gemacht habe“, lacht Robert Rösch. „So große Unternehmen wie Wöhrl funktionieren eben nur Dank solcher Menschen wie Roswitha Kaminski. Sie hatte tagaus, tagein alles im Griff!“

Nur einmal, vor über 40 Jahren, 1967, spielte Roswitha Kaminski mit dem Gedanken, Wöhrl zu verlassen. Allerdings nur kurz. „Damals habe ich einen Chefsekretärinnen-Lehrgang gemacht – mit Diplom. Als ich damit fertig war, habe ich mir allerdings gedacht, das wäre doch nichts für mich. Keine Zahlen mehr – und außerdem hätte ich nur einen direkten Vorgesetzten. Da bin ich lieber hier geblieben.“ kes

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