Frankens Steuersünder schwitzen
Nach dem Auftauchen der brisanten Daten aus der Schweiz haben sich schon 30 Millionäre aus dem Großraum Nürnberg selbst beim Finanzamt angezeigt. Sie können mit Straffreiheit rechnen
NÜRNBERG Die Steuersünder-CD aus der Schweiz bringt auch viele Millionäre aus Franken ins Schwitzen. Rund 30 von ihnen haben sich nach Informationen der AZ bei den Finanzbehörden selbst angezeigt. Damit wollen sie Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und empfindlichen Strafen entgehen.
Nach Angaben aus dem Finanzministerium kletterte die Zahl der reumütigen Steuersünder rapide in die Höhe, als sich abzeichnete, dass die Bundesrepublik die geklauten Datensätze aus der Schweiz ankaufen wird. Bis Donnerstagabend waren es 231, die sich bei den bayerischen Finanzämtern von sich aus meldeten und die Karten auf den Tisch legten.
Behörden geben nur zurückhaltend Details bekannt
Mit Details halten sich die Behörden zurück. „Wir können keine Angaben zur Zahl und zum Umfang der bisher eingegangenen Selbstanzeigen aus Franken machen“, erklärte ein Sprecher des Landesamtes für Steuern in Nürnberg. Hinter den Kulissen ist allerdings die Rede davon, dass die rund 30 Steuersünder aus dem Großraum Nürnberg einen zweistelligen Millionenbetrag am Fiskus vorbei auf geheime Konten in die Schweiz transferiert haben.
Ob die Namen der Selbstanzeiger auch tatsächlich auf der CD mit den geklauten Daten auftauchen, ist völlig unklar. „Wir kennen die Daten nicht“, sagte ein Vertreter der Oberfinanzdirektion. Die brisante Scheibe mit den Namen und Kontodaten der Steuersünder wird von der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen noch unter Verschluss gehalten. Das Bundesland im Westen der Republik war auch federführend bei den Verhandlungen um den Kauf der CD.
Die zentralen Ermittlungen führt die für Wirtschaftsdelikte zuständige Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft in Bochum. Bis jedoch die auf der CD gespeicherten Daten mit denen der reuigen Selbstanzeiger aus Franken abgeglichen wird, könnten noch Wochen oder gar Monate ins Land ziehen.
In der Regel keine strafrechtlichen Konsequenzen
Die Nürnberger Justizbehörden sind bisher nicht in den Komplex eingebunden. Behördensprecher Thomas Koch: „Steuersünder, die sich selbst stellen und anzeigen, müssen Steuern und Zinsen nachzahlen, haben aber in der Regel nicht mit strafrechtlichen Konsequenzen zu rechen.“
Die Verunsicherung der betuchten Geldanleger ist auch in Nürnbergs Steuerkanzleien zu spüren. Die Vertreterin einer großen Kanzlei, die viele Reiche zu ihren Klienten zählt, sagte zur AZ: „Wir vertreten mehrere Kunden, die sich als Folge der Steuer-Affäre selbst angezeigt haben.“
Helmut Reister
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