Frankens kurioseste Ortsnamen (& was sie eigentlich bedeuten)
Darben die Menschen in „Hunger“? Schmeckt in „Kotzendorf“ das Essen nicht? Zwei Autoren enthüllen zahlreiche Geheimnisse
NÜRNBERG Katzenhirn, Tittenkofen, Pups – kuriose Ortsnamen sind immer wieder ein Quell der Erheiterung. Und wohl jeder macht sich so seine Gedanken, ob Bezeichnungen wie Hundessen, Antenfressen oder Pumpernudel von besonderen Ernährungsgewohnheiten der Einheimischen herrühren. Oder ob Petting, Poppenzell oder Ficker tatsächlich etwas mit der Sexualmoral der Bewohner zu tun haben.
Die BR-Journalistin Susanne Franke und der Sprachwissenschaftler Stefan Hackl haben kuriose Ortsnamen in Bayern gesammelt und deren Herkunft recherchiert. In ihrem Buch „Die Wahrheit über Pumpernudel“ (Nymphenburger, 232 Seiten, 14,95 Euro) stellen sie 111 lustige Ortsnamen vor – die AZ erklärt zehn der ausgefallensten in Franken.
Schabernack:
Diese Einöde im Kreis Aschaffenburg wurde 1576 erstmals urkundlich erwähnt und trägt ihren Namen natürlich nicht deshalb, weil es dort besonders lustig zugeht. Vielmehr sah ein kleiner Bergrücken dort nach einer Waldrodung aus wie ein „geschabter Nacken“.
Ochsenschenkel:
Auch dieser Weiler bei Vestenbergsgreuth (Kreis Erlangen-Höchstadt) hat seinen Namen von einer Geländeform – und nicht von einem saftigen Stück Fleisch. Solche seit jeher bestehenden Flurnamen wurden häufig auf später erfolgte Ansiedlungen übertragen.
Prügel:
Man könnte glauben, dass es in diesem Dorf im Kreis Lichtenfels früher besonders handfest zuging. Tatsächlich aber ging der Name aus dem mittelhochdeutschen Wort „brül“ hervor, das eine bewässerte, mit Büschen bestandene Wiese bezeichnete.
Kotzendorf:
Das oberfränkische Dorf im Kreis Bamberg heißt nicht etwa so, weil man sich dort nach dem Genuss von übermäßig vielen Rauch- oder anderen Bieren besonders häufig übergeben müsste. Der Name stammt vermutlich vom ersten Bewohner des Ortes, der vermutlich Cozo, Cozzo oder Kozzo hieß.
Hunger:
Der Name des Weilers bei Betzenstein (Kreis Bayreuth) deutet durchaus in die richtige Richtung. Zwar ist nicht bekannt, ob die Menschen dort wirklich ständig Magenknurren hatten, doch „Hunger“ bezeichnete einst ein wenig fruchtbares Stück Land – Kohldampf der dort Ansässigen also nicht ausgeschlossen.
Poppenreuth, Poppendorf, Poppenhausen, Poppenzell:
Nein, diese Orte heißen nicht so, weil dort besonders häufig der Liebesakt vollzogen wird. Die Erklärung ist (leider) wesentlich unromantischer: Ein Mensch namens Poppo stand jeweils Pate für den heutzutage etwas anzüglichen Ortsnamen.
Busendorf:
In diesem oberfränkischen Ort bei Rattelsdorf (Kreis Bamberg) mögen zwar durchaus Frauen mit einer stattlichen Oberweite zu Hause sein – mit dem Namen des Ortes hat die freilich gar nichts zu tun. Die Wahrheit ist weit weniger phantasieanregend: Ein Herr namens Buoso war wohl im Mittelalter Gründer des Dorfs und hat ihm so diesen schönen Namen gegeben.
Ludersheim:
Bei diesem Dorf bei Altdorf (Kreis Nürnberger Land) kommt die Phantasie des Realität hingegen schon recht nahe. Denn in der Tat rührt der Name wohl wirklich daher, dass dereinst ein Mensch dort lebte, der ein wenig sittenstrenges Leben führte: Das mittelhochdeutsche Wort „luoder“ bedeutet nämlich „Verlockung“ oder „Schlemmerei“. Allerdings dürfte das „Luder“ damals männlichen Geschlechts gewesen sein.
Rund 20 kuriose Ortsnamen aus Franken sind in besagtem Buch erklärt. Das liest sich bisweilen etwas sehr wissenschaftlich, ist aber immer interessant. Und Stoff für einen weiteren Band dürfte in der Region noch reichlich vorhanden sein: Man denke nur an Mausgesees, Mittelrüsselbach oder Wichsenstein...
Jürgen Eisenbrand
- Themen:
- Franken (Bayern)
- Oberfranken