Frankens größter Betrüger - gutgelaunt vor Gericht

Tricksen, täuschen und betrügen: Der Psychologe Helmut Kiener hat fast 5000 Privatanleger und internationale Großbanken an der Nase herumgeführt – und jetzt will er angeblich alles wieder gut machen!
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Helmut Kiener ganz entspannt (re) – obwohl er als wohl größter Betrüger Frankens vor Gericht sitzt. Kiener redete nicht – das übernahmen seine Rechtsanwälte wie Peter Möckesch.
dpa Helmut Kiener ganz entspannt (re) – obwohl er als wohl größter Betrüger Frankens vor Gericht sitzt. Kiener redete nicht – das übernahmen seine Rechtsanwälte wie Peter Möckesch.

WÜRZBURG Er wirkt locker und gelöst, lehnt sich zurück und grinst. Dabei sollte ihm das Lachen eigentlich vergehen. Denn Helmut Kiener (51) ist Frankens mutmaßlich größter Betrüger.Ihm wird vorgeworfen, einer der schlimmsten Kriminellen zu sein, die je in Deutschland Menschen übers Ohr gehauen haben. Seit Mittwoch steht er vor Gericht – und hat sich mit einem brombeerfarbenen Anzug und Cowboy-Stiefeln in Schale geworfen.
Fast 5000 Privatanleger und sogar internationale Großbanken soll der Psychologe Kiener betrogen haben, um sein Luxusleben zu finanzieren: Zwei Flugzeuge, ein Helikopter, eine Millionen-Villa in Florida nannte der zweifache Vater einst sein Eigen.


Die Kunden investierten seit den 90er Jahren ihr Geld in seine „K1 Fonds”. Unglaublich: „Der insgesamt durch den Angeklagten verursachte Schaden beträgt rund 345 Millionen Euro”, sagt Oberstaatsanwalt Martin Gallhoff. Mehr als drei Stunden trägt die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe vor. Sie spricht von gefälschten Depot- und Kontoauszügen, überzogen dargestellten Gewinnen seiner Hedge-Fonds (siehe Kasten) und unwahren Angaben über die Anlagestrategie der riskanten Finanzprodukte. Kiener wird Betrug in 35 Fällen, Urkundenfälschung in 86 Fällen sowie Steuerhinterziehung in fünf Fällen zur Last gelegt.

Gigantisches Schneeballsystem, undurchsichtiges Firmengeflecht


Ein mutmaßlicher Komplize Kieners soll einen Schaden von rund 156 Millionen Euro mitverursacht haben. Der will am nächsten Verhandlungstag am 23. März aussagen. Nur wenn Kiener dann noch auspackt, könnte ein Mammutverfahren verhindert werden. Gestern jedoch schwieg Kiener. Sein Anwalt Achim Groeper verspricht, Kiener wolle alles wieder gut machen. „Der Wunsch und Wille dazu liegt vor, soweit es im Rahmen des Möglichen liegt.”
Mit einem gigantischen Schneeballsystem und einem undurchsichtigen Firmengeflecht soll Kiener auch die britische Barclays Capital Bank und die französische BNP Paribas an der Nase herumgeführt haben. Wie seinen Privatanlegern versprach der 51-Jährige den Geldhäusern laut Anklage eine maßlos übertriebene Rendite – so wie auch der New Yorker Ex-Broker Bernard Madoff: Der hatte das größte bekannte Schneeballsystem der Geschichte aufgezogen, sammelte 46 Milliarden Euro ein und wurde zu einer Strafe von 150 Jahren Haft verurteilt.


Die in der Karibik registrierten Kiener-Fonds schrieben Millionenverluste. Die Banken ließen sich dennoch von dem charismatischen Mann blenden. Genau wie die Privatanleger, die 122,2 Millionen Euro investierten. Allein die Barclays Bank soll 171 Millionen Euro in den Sand gesetzt haben, die BNP Paribas 52 Millionen.

Angelika Röpke

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