Franken-Technik bringt bald Sonnenstrom aus Afrika

Das 400-Milliarden teure Projekt „Desertec“ soll in der Wüste Nordafrikas Energie für Europa produzieren.
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Bewährte Technik für den Einsatz in der Wüste: Parabol-Spiegel bündeln die Kraft der Sonne und erhitzen ein Salz, das wiederum über einen Wärmetauscher die Energie an Dampfturbinen weitergibt.
solar millenium 3 Bewährte Technik für den Einsatz in der Wüste: Parabol-Spiegel bündeln die Kraft der Sonne und erhitzen ein Salz, das wiederum über einen Wärmetauscher die Energie an Dampfturbinen weitergibt.
In einer riesigen Halle an der Katzwanger Straße in Nürnberg werden die mächtigen HGÜ-Transformatoren getestet.
desertec 3 In einer riesigen Halle an der Katzwanger Straße in Nürnberg werden die mächtigen HGÜ-Transformatoren getestet.
So könnte der Plan einer Infrastruktur für die Stromversorgung Europas aussehen.
desertec 3 So könnte der Plan einer Infrastruktur für die Stromversorgung Europas aussehen.

Das 400-Milliarden teure Projekt „Desertec“ soll in der Wüste Nordafrikas Energie für Europa produzieren.

NÜRNBERG Es klingt zu schön, um wahr zu sein: unbegrenzte, umweltfreundliche Energie. Die Wüsten der Erde empfangen in sechs Stunden mehr Energie als die Menschheit in einem Jahr verbraucht. Dieses Potential soll nun angezapft werden, mit dem 400-Milliarden-Dollar Projekt „Desertec“. Und das Herz von Desertec schlägt in Franken!

Die erste HGÜ-Leitung entsteht in China

Denn wenn man die Solarkraftwerke in der Wüste Afrikas baut – wie kommt der Strom dann nach Europa? Herkömmliche Leitungen haben auf diese enormen Distanzen einen viel zu hohen Verlust. Es ist unwirtschaftlich, Wechselstrom-Leitungen über mehr als 600 Kilometer zu legen. Doch Siemens hat die Hochspannungs-Gleichstromübertragungstechnik (HGÜ) entwickelt. Damit lässt sich Strom über weite Strecken nahezu verlustfrei transportieren – auf riesigen Energie-Autobahnen, entweder über Land oder durch das Wasser. So kann ein riesiges Energie-Netz entstehen, von den Wüsten des nördlichen Afrika bis ins Herz Europas.

Mit bis zu 800 KiloVolt werden diese Leitungen betrieben. Die Technik wird in Nürnberg hergestellt. An der Katzwanger Straße werden die riesigen HGÜ–Transformatoren gebaut. Diese verwandeln den Wechselstrom in Hochspannungs-Gleichstrom. Verlust auf 1000 Kilometer: gerade einmal 3 Prozent. Die erste HGÜ-Leitung entsteht gerade in China über eine Strecke von 2000 Kilometer Länge mit einer Leistung von 6400 MegaWatt (zum Vergleich: Ein Atomkraftwerk erzeugt rund 1000 MegaWatt).

In der Siemens-Zentrale für erneuerbare Energien in Erlangen werden weltweit die „grünen“ Projekte des Technik-Riesen geleitet. Das reicht von riesigen Windparks, die sowohl an Land als auch auf hoher See stehen können, über die Dampfturbinen, die Strom erzeugen, bis hin zur nötigen Steuerungstechnologie. Und Siemens hat erst vor Kurzem eine Beteiligung an einem italienischen Unternehmen erworben, das den entscheidenden Bestandteil der Desertec-Solarthermie-Kraftwerke liefert: die Befüllung der Hitzeröhren.

Deutsche Leitindustrie des 21. Jahrhunderts?

Die Idee des vom Club of Rome angestoßenen Projektes ist nämlich, dass es mit „Low-Tech“ auskommt. Also mit alten, erprobten Technologien, die lediglich neu kombiniert werden. Die Solar-Kollektoren in der Wüste sind nichts anderes als Parabol-Spiegel, an deren Brennpunkt sich Hitzeröhren, so genannte Solar-Receiver, befinden. In denen wird geschmolzenes Salz vom Sonnenlicht auf bis zu 500 Grad Celsius erhitzt. Diese Hitze wird nach einem Wärmetauscher von Dampfturbinen in Strom verwandelt. Und das auch, wenn keine Sonne scheint. Denn das heiße, flüssige Salz lässt sich speichern.

Die grüne Energie als Jobwunder: „Die erneuerbaren Energien können die deutsche Leitindustrie des 21. Jahrhunderts werden“, sagte Greenpeace-Energieexperte Andree Böhling – und Solarkraftwerke nach Photovoltaik und Windkraft zum neuen Exportschlager. Und Franken ist ganz vorne mit dabei.

Martin Mai

Wie das Sonnenstrom-Projekt Hunderttausende Arbeitsplätze in Deutschland schafft, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Montag, 13. Juli.

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