Franken glüht – Ärzte im Stress
Bei 34,5 Grad im Schatten häuften sich bei der Rettungsleitstelle die Notrufe: Die meisten Patienten haben Kreislauf-Probleme oder einen Hitzschlag, bei manchen versagen sogar die Nieren.
NÜRNBERG Heiß, heißer am heißesten: Franken glüht – der Hauptmarkt entwickelte sich mit 47 Grad zum Backofen, da war es im Schatten am Flughafen mit 34,5 Grad regelrecht kühl. Das steigende Quecksilber brachte nicht nur die Nürnberger ins Schwitzen – sondern auch die Ärzte. „Es ist extrem“, schildert eine Mitarbeiterin der Rettungsleitstelle, bei der sich die Notrufe häuften. Und auch beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst hatten die Diensthabenden alle Hände voll zu tun.
Hitzschlag! Bei zahlreichen älteren Patienten kollabierte der Kreislauf
Eigentlich weiß jedes Kind: Wenn es so heiß ist, sollte man am besten im Schatten bleiben, sich nicht überanstrengen und viel trinken. Wer gegen diese Regeln verstößt, riskiert seine Gesundheit – und trotzdem siegte bei so manchem die Unvernunft. Rennradler Kai trainierte trotzdem – weil sein Trainer es wollte. Und über Notruf 19222 meldete sich ein besorgter Vater: Sein 25-jähriger Sohn war mittags um zwölf zum Joggen gegangen und nicht zurückgekehrt. „Das ist unglaublich“, so eine Sprecherin der Rettungsleitstelle.
Bei ihr glühten die Drähte. Vor allem viele Jüngere klagten über Schüttelfrost und Fieber. Diagnose: Hitzschlag! Bei zahlreichen älteren Patienten kollabierte der Kreislauf.
Wirkung des Ozons multipliziert sich bei körperlicher Anstrengung
Dazu kommen Probleme mit dem steigenden Ozon. Ab 200 Mikrogramm/Kubikmeter (203 µ/m3 war der Nürnberger Spitzenwert am Samstag) treten Tränen- und Schleimhautreizungen, Lungenfunktionsbeschwerden und Kopfschmerzen auf. Die Wirkung des Ozons multipliziert sich bei schwerer körperlicher Anstrengung – weil man dann noch mehr davon einatmet.
Mehrere Menschen kamen sogar mit Nierenversagen ins Krankenhaus – auch eine Folge der Hitze, die vor allem Senioren betrifft. Sie hatten die Warnzeichen ihres Körpers (Durst, Kopfweh, trockene Zunge, kein Schwitzen, Schwindel) ignoriert. „Gesunden wird bei dem Wetter empfohlen, zwei bis drei Liter zu trinken, natürlich keinen Alkohol. Herzkranke sollten sich unbedingt an ihr vom Arzt genanntes Trinklimit halten“, rät Bernd Siegler, der Sprecher des Süd-Klinikums.
Hitzerekord vom August 2003 ist noch nicht geknackt: Den hält Roth mit 40,4 Grad
Auch wenn morgen Nacht eine „Kaltfront“ durch Franken zieht, bringt das kaum Abkühlung: Für Mittwoch sind 35 Grad vorhergesagt. Der deutsche Rekord vom August 2003 ist noch nicht geknackt: Den hält Roth mit 40,4 Grad. Mehr zur Hitze in der AZ vom Montag, 11. Juli (S. 23) A. Uhrig
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