Fränkischer Mode-Riese trotzt der Wirtschafts-Krise

Das weltweit vertretene Familien -Unternehmen s.Oliver aus Rottendorf bei Würzburg setzt sogar auf mehr Wachstum.
WÜRZBURG Luxus floppt, aber Masse ist top. So lässt sich die Lage vieler Modekonzerne in der Wirtschaftskrise beschreiben. Während sich das Münchner Unternehmen Escada mit teurer Damenmode am Rand der Pleite bewegt, sieht etwa der fränkische Mode-Riese s.Oliver die Kundschaft weiter hinter sich. „Wir peilen bis 2012 ein Wachstum unseres Umsatzes von circa 18 Prozent pro Jahr an“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer von s.Oliver, Thomas Steinhart. Seit den 90er Jahren zeigt die Erlöskurve des Unternehmens aus Rottendorf bei Würzburg stetig nach oben.
„Unternehmen, die das Luxussegment bedienen, haben mehr Probleme als starke Marken im mittleren Segment“, bestätigt der Hauptgeschäftsführer des Modeverbands GermanFashion, Thomas Rasch. Die Verbandsmitglieder rechnen für dieses Jahr zwar mit einem Umsatzminus von 5,3 Prozent. Doch den Firmen mit „großen Umsätzen“ gehe es in der Rezession vergleichsweise gut.
170 neue Läden sollen weltweit eröffnet werden
Beispiel Esprit: Obwohl auch der Massenlieferant mit einem Jahreserlös von zuletzt etwa 3,25 Milliarden Euro die Krise spürt, will die Holding expandieren. Heuer sollen weltweit 170 Läden neu aufgemacht werden. Krisenmeldungen häufen sich dagegen vor allem im Luxusbereich.
Die Mainstream-Unternehmen seien „breiter aufgestellt“, sagt Heijo Gassenmeier, Vize-Hauptgeschäftsführer des Textileinzelhandelsverbands BTE. Dank verschiedener Vertriebswege könnten sie sich eher gegen Krisen stemmen. s.Oliver etwa führt weltweit rund 120 Läden in Eigenregie, ist außerdem mit fast 400 Geschäften von Franchisenehmern vertreten und bestückt mehr als 4200 weitere Verkaufsflächen, zum Beispiel in Kaufhäusern. Wachsen will das Familienunternehmen vor allem in Osteuropa, Italien und Indien, aber auch noch in Deutschland.
„Die machen Mainstream, aber auf intelligentem, hohen Niveau"
Luxuskonzerne seien bei weitem nicht in dieser Breite vertreten. „Die müssen sich von Kollektion zu Kollektion neu behaupten.“ s.Oliver will die verschiedenen Käuferschichten für sich gewinnen: Frauen wie Männer, Ältere wie Jüngere, und auch für Kinder gibt es Kollektionen. „Unsere Zielgruppe ist die bürgerliche Mitte, alterstechnisch ist sie nicht eingeschränkt“, sagt der bei s.Oliver für Produktentwicklung zuständige Thorsten Grönlund.
Der Modedesign-Professor Dirk Wolfes urteilt über die Massenlieferanten: „Die machen Mainstream, aber auf intelligentem, hohen Niveau.“ Die Designer setzten Trends richtig um, die sie sich von Luxusmarken oder Prominenten abschauten. Den Kunden gefällt das offensichtlich und sie greifen meist zu Mode von der Stange. „Die Menschen reden zwar von Individualität, aber sie wollen nicht unbedingt anders aussehen, denn anders auszusehen heißt Stress.“
Michael Kieffer